Ich habe euch Zeit gegeben, mich zu fragen, ob es wirklich mein ernst war, am 24. eine Niete zu verschenken. Ihr habt es nicht getan. Und weil ich überhaupt nicht nachtragend bin, erzähle ich es euch trotzdem. Als erstes vorweg: versucht es nicht zu Hause. Es ist ganz und gar nicht gut angekommen. Also, die Niete jetzt. Ich habe wirklich damit gerechnet, dass wenigstens die doch meiner Meinung nach sehr lustige Idee gewürdigt werden würde. Nein, war nicht der Fall. Zumindest nicht sofort… Aber weil ich schon geahnt habe, dass wirklich die Niete allein auf Dauer keine Freude machen würde, wollte ich zu Weihnachten einen zweiten Kai verschenken. Diesmal aus Porzellan. Bei Porzellanfräulein kann man Porzellan selbst bemalen – in einem netten, ruhigen, schönen und gemütlichen Laden in Winterhude.

Porzellanfräulein

Bei der doch sehr großen Auswahl war ich schnell überfordert. Eigentlich wollte ich eine Tasse und einen Teller bemalen. Aber wenn man erst einmal davor steht: runder oder eckiger Teller? Ein bisschen flach oder doch noch ein bisschen flacher? Und die Tasse: mit Henkel? Bauchig oder eher gerade? Eine gefühlte Stunde später bin ich endlich fündig geworden. Es ging dann mit dem Vorzeichnen weiter. Man kann auf das Porzellan mit einem normalen Bleistift malen – beim Brennen verschwindet alles von alleine. Abgesehen davon, dass es mir doch schwer fiel, es zu glauben, fühlt sich dieses „rohe“ Porzellan nicht so schön an. Mit Bleistiften kann ich nichts anfangen, manchmal reiße ich Leuten Stifte aus der Hand, weil ich dieses Geräusch nicht ertragen kann. Ihr könnt euch also in etwa vorstellen, wie ich gelitten habe, bis das hier soweit war:

Gänsehaut pur

In den Momenten, in denen ich nicht mit diesem schrecklichen Stift des Grauens gemalt habe, war meine Freundin fleißig:

1+1=1

Sie war dabei, ein ähm wie heißt dieses Teil aus der Patisserie-Szene? Etagere(?) zu machen. Hat ein Bild vom Muster von zu Hause mitgebracht und sofort losgelegt. Als ich das Bild gesehen habe, dachte ich wirklich, ich würde am Ende noch lange Stunden auf sie warten. Mein Motiv war eigentlich einfach und viel flächiger… Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Denn eine Frage sollte mich den ganzen Tag begleiten: „hmmm, wie kriege ich das denn hin?“

Wie geht denn sowas?

Ein Glück hat das Fräulein alles sehr geduldig erklärt und wirklich tolle Tipps gegeben. Das dünne Klebeband, zum Beispiel. Eignet sich super, wenn man Kanten malen möchte. Faszinierend, wie häufig man ein solches Band vertüdeln kann. Weiter ging es mit dem Ausmalen. Freundin mit großem Vorsprung:

Und ich so:

Spätestens hier war es mir klar, dass vier solche Dingsis auf dem Teller es auch getan hätten. Denn damit die Farbe nicht scheckig aussieht, sollte man schon 2-3 Mal mit der Farbe drübergehen. Und die Farbe wird erhaben, wenn sie trocken ist. Und scheint sich irgendwie zusammenzuziehen – schnell wusste ich nun nicht mehr genau, wie häufig ich was schon gemalt habe. Im Zweifel also nochmal malen.

Bis es bei mir endlich auch soweit war, wurde es draußen dunkel. Der Laden war leer. Ich konnte von innen „geöffnet“ an der Tür lesen. Ich hatte Hunger. Mein Rücken war schief wie ein Fragezeichen. Ich habe so gut wie 6 Stunden in der gleichen Position ausgehaart. Und war immer noch dabei, mit einem Holzstäbchen die überschüssige Farbe wegzukratzen. Ja, ich sagte Holz und Kratzen. Auf rohem Porzellan. Hätte ich gleich mit dem Bleistift die Bibel nachschreiben können.

Kai kurz vorm Backen

Zwei Wochen später haben wir uns verabredet, das Porzellan abzuholen. Jetzt schmeckt der Tee besser und die Niete ist so gut wie vergessen.

Übrigens: Traut keinen Farben, die schwarz aussehen und bei den dunkelblauen Flaschen steht. Könnten dunkelblau sein. Ein Glück passt es hier zu dem Rest.

Und die individuellste Küchenplatte der Welt: