Nach fast 10 Monaten musste ich gestern Abschied nehmen. Eigentlich hatte ich es anders geplant, denn inzwischen konnte ich sie richtig genießen – diese Momente, in denen es nur uns zwei gegeben hat.

Nicht schon wieder die olle Soße, Mama.

Würde das Minikilopaket sprechen können hätte er wahrscheinlich so etwas gesagt. Und soll ich euch mal was sagen? Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ich darüber traurig sein würde. Denn bis das Stillen geklappt hat war es ein beschissener, steiniger Weg. Deswegen möchte ich ihn mit euch teilen und euch Mut machen, wenn ihr euch das Stillen vorgenommen habt und es (noch) nicht funktioniert.

Wie, das Stillen klappt nicht?

Was mir überhaupt nicht bewusst war: Das Stillen muss nicht klappen. Eigentlich ist es gar nicht so selbstverständlich, dass das funktioniert, vor allem beim ersten Kind nicht. Aber woher soll man es auch wissen? Das ist nicht wirklich Thema in einem kinderlosen Freundeskreis. Und selbst wenn, man würde nicht zuhören. Zumindest sagte mir meine beste Freundin, dass sie genau die gleichen Probleme wie ich hatte – und ich war überrascht, davon zum ersten Mal zu hören. Aber so ist das nunmal, welche kinderlose Frau kann sich denn schon vorstellen was einen da für Gefühle und Gedanken übermannen, sowieso, weil hormonell alles durcheinander ist und die Verunsicherung der ersten Zeit sich dazu gesellt; die vielen Tage, die man durchgeschwitzt und im Bademantel verbringt während im Hintergrund die Milchpumpe surrt und das Baby brüllt. Niemals hätte ich mir unsere anfängliche Stillzeit so vorgestellt.

„Hier, machen Sie es doch so.“

Das Minikilopaket hatte keinen Durst. Nach der Geburt nicht und lange Zeit danach immer noch nicht. Das Stillen hat nicht funktioniert und ich war wie in Trance, nicht in der Lage mir selbständig darüber Gedanken zu machen warum es nicht klappt oder wie ich ihm dabei helfen konnte. Also hörte ich auf die Hebamme, die mit viel Zubehör um die Ecke kam: Milchpulver, Fläschen, Sauger, Brusthütchen, Spritzen und ein Ernährungskatheter. Und nachdem ich endlich Übung darin bekommen hatte, sah eine Stillmahlzeit – von der ich bis zu dem Zeitpunkt geglaubt hatte sie sei das Höchste der Gefühle was die Bindung zwischen Mutter und Kind angeht – so aus: Brusthütchen aufsetzen > Milch aus dem Fläschen mit der Spritze aufziehen > Milch über den Katheter in das Brusthütchen spritzen > Baby ist glücklich und bewegt sich > Brusthütchen fällt runter > Alles ist mit Milch vollgekleckert > Brusthütchen klebt nicht mehr > Baby ist gar nicht glücklich und bewegt sich noch mehr > Man wird immer hektischer > Baby schläft vor Erschöpfung ein > Man schläft vor Erschöpfung ein. Romantische Stillzeit? Weit gefehlt.

Hab Geduld, es wird!

Geduld haben ist ja nicht meins. Wie gut aber ein eigenes Kind es einem beibringen kann, wird die eine oder andere von euch wissen :) Und es hat funktioniert, nach einigen qualvollen Wochen war es endlich soweit: ich konnte mein Baby stillen. Eine wunderbare Zeit, die leider nur recht kurz anhielt: Keine sechs Wochen später hieß es dann
Baby hat Hunger > Anlegen > Baby weint > Beruhigen > Anlegen > Baby weint weiter > Wickeln und beruhigen > Anlegen > Baby weint immer noch > Hetzhetz, abgepumpte Milch warm machen und währenddessen anlegen (Versuchen kann man es ja) > Baby trinkt doch, aber nur ein bisschen und schläft vor Erschöpfung ein > Man schmeißt die aufgewärmte Milch weg, weil das Baby doch länger als 2 Stunden schläft > So sicher wie das Amen in der Kirche wacht das Baby spätestens dann auf und hat wieder Hunger. Wenn man Glück hatte, konnte man zwischendurch neu abpumpen. Und wieder von vorne anfangen.

Tschuess-Stillzeit

ICH KANN NICHT MEHR!

Ich ging schon auf dem Zahnfleisch und hatte keine Lust mehr. Normalerweise wäre das der Zeitpunkt an dem ich gedacht hätte „dann eben nicht!“ aber ich hatte ein Ziel vor Augen: unser Campingurlaub in der Elternzeit. So viel Stress beim Stillen wollte ich zwar nicht, aber noch viel weniger wollte ich unterwegs den Gasherd anschmeißen müssen um irgendwelche Fläschen zu sterilisieren. Also biss ich die Zähne zusammen und es hat sich gelohnt: irgendwann fand das Minikilopaket es doch ganz nett bei mir an der Brust.

Geht doch.

Genau das ist der Grund, warum ich euch Mut machen möchte: es kann klappen. Auch wenn man denkt, das wird es nicht. Wie überall im Leben finde ich es auch hier wichtig, dass man eher auf sein Bauchgefühl als auf seine Mitmenschen hört. Wäre die Reise nicht gewesen, hätte ich sicher nicht so lange durchgehalten – Stillen wäre mir nicht so viel Stress wert gewesen. Denn zwischendurch dachte ich wirklich, ich verzweifele daran. Und ich denke, das Baby hat mehr davon Ersatzmilch von einer ausgeglichenen Mutter zu bekommen als Muttermilch von einer, die mit ihm mitheult.

Und jetzt? Her mit euren Fragen!

Und jetzt blicke ich glücklich auf fast 10 Monate Stillzeit zurück und freue mich, dass es so lange so gut funktioniert hat. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass das Minikilopaket irgendwann selbst entscheidet, was es gerne zu Essen haben möchte. Denn wie alle anderen hier isst es leidenschaftlich gerne. Alle möglichen Sorten Obst und Gemüse sind hier hoch im Kurs, bisher war wirklich gar nichts dabei, was nicht gut angekommen wäre. Bis auf ein Grüne-Bohnen-Brei aus Frankreich, der ziemlich viele Blähungen verursacht hat, gab es auch keine komischen Reaktionen auf das Essen – toitoitoi.
Nun steht der Übergang vom Brei zu „normalem“ Essen bevor und wieder sehe ich viele Fragezeichen, die in meinem Kopf herumschwirren. Wie klein/weich/vielfältig/ausgewogen muss/darf/kann das Essen sein? Ab wann darf der Kleine feste Nahrung bekommen und wie viel? Wie kann ich trotz katastrophaler Kochkenntnissen etwas Gescheites auf den Tisch bekommen und das auch noch effizient, am besten für die ganze Familie?

Ihr seht: Fragen über Fragen. Umso glücklicher bin ich darüber, dass ich nächste Woche die Gelegenheit haben werde, eine Ökotrophologin, einen Muttermilchforscher und einen Koch mit meinen – und auch euren!! – Fragen zu löchern.

Also her damit: was wolltet ihr schon immer über die Ernährung von Kindern wissen? Insbesondere beim ersten Kind hat man viele, viele Fragen und noch mehr Meinungen, wenn man Freundeskreis und Familie befragt. Ich habe ständig das Gefühl, etwas doch noch anders machen zu müssen und freue mich richtig darauf, all die Fragen von Experten beantwortet zu wissen.
Bis dahin Tschüß, Stillzeit. Hoffentlich haben wir uns bald mal wieder! ❤️