Häh?
Als ich heute morgen den Instagram-Account von Baby, Kind & Meer aufgerufen habe sah ich: nichts. Ich wunderte mich, ob mein Handy schon wieder spinnt aber leider war das kein technischer Fehler. Auf Facebook teilte Marie mit ihren LesernInnen ihre sehr traurigen Gedanken darüber, was der Blog mit ihr und ihrem Familienleben macht und entschied sich zu einem mutigen Schritt – sie hat ihren Instagram- und Youtube-Account gelöscht.
Egal wie groß oder klein ein Mamablog sein mag – uns alle verbindet die Leidenschaft fürs Bloggen. Mein Blog ist für mich mein Baby, ein Teil meines Alltags, ich habe aus Hobby damit angefangen und schon seit jeher widme ich ihm ziemlich viel Liebe, Zeit und Arbeit, um ihm weiterhin beim Wachsen zuschauen zu können. Ich liebe es zu schreiben, zu fotografieren, zu kommunizieren, mich auszutauschen. Noch mehr liebe ich es auf teilweise 6 Jahre alte Beiträge zurückzuschauen und zu sehen, wie sehr mein Blog sich in der Zeit weiterentwickelt hat. All das ist schön und gut, dennoch fragen sich viele:
Wie sieht die Arbeit hinter einem Blog aus?
Oder noch schlimmer: sie fragen sich das gar nicht. Viele denken, der Postbote trägt einem die teuren Pakete rein, während man sich die Nägel lackiert. In einem besonders gelangweilten Moment macht man die Pakete auf, schießt schnell ein Bild und postet es fix bei Instagram. Der Absender wird kurz verlinkt, fertig ist die Laube und man ist um einen teuren Gegenstand reicher. Am Wochenende wird das Handy ein paar mal mehr gezückt, so um die zehn Bilder sollten es schon werden. Diese werden nebenbei hochgeladen und mit belanglosen Texten versehen während Tatort läuft. Wie sollte man sonst sein #wib schaffen. Montag klingelt es wieder an der Tür. Und in der Kasse sowieso.
Am Ende des Tages sitzt die Mamabloggerin grinsend und mit Eurozeichen in den Augen da, während sie vergnügt an ihrem Ice-Soja-Bubble-Latte-Chocolate-Flavored-Latte schlürft und über den Kommentar lacht, in dem sich eine Leserin darüber wundert, dass man fürs Nichtstun so viele tolle Sachen bekommt. Jaja, so ähnlich ist das. Aber eben nicht ganz.
Ein Blogbeitrag in seine Einzelteile zerlegt
Ein Blogbeitrag besteht häufig aus Text und Bild(ern). Wenn sich ein Beitrag schnell und flüssig liest, steckt häufig viel Arbeit dahinter. Denn solche Texte entstehen nicht zufällig – ein guter Stil, eine klare Sprache und die richtige Grammatik sind dafür die Vorraussetzungen. Wenn man von Schreibblockaden absieht und davon, dass einem nicht alle Texte gleich leicht fallen, bleibt da noch einiges zu tun:
Recherche – insb. vor Ratgeberbeiträgen oder bei Kooperationen muss man einige Zeit mit der Recherche verbringen.
Suchmaschinenoptimierung – wie sollen die Leser sonst wissen, dass es sich um einen guten Beitrag handelt, wenn sie ihn nicht finden können? Dafür braucht man einiges an Zeit, zum einen um zu wissen wie man es macht (also welche Tools man dafür braucht) und zum anderen um die passenden Keywords zu finden.
Korrekturlesen – liegt mir persönlich sehr am Herzen, bei mir z.B erledigt das meine Frau.
Dann muss man nur noch ein passendes Bild finden. Möp.
Das „Shooting“ will geplant werden. Wenn das Bild nicht ein Schnappschuss werden soll, überlegt man häufig vorher, wie es aussehen soll. Dafür sucht man schon ein paar Sachen raus, die zusammen ganz nett aussehen. Dann versucht man möglichst tagsüber zu schießen, damit das Licht noch gut ist. Wenn es in der Woche nicht geht, dann wird am Wochenende vorgeschossen – ein bisschen Planung sowie Zeit und Ruhe sind da sehr hilfreich.
Dann ist die Bildbearbeitung angesagt. Wer sich schon die Mühe für ein Shooting macht, steht schnell vor einem Haufen Bilder die durchgeguckt, für gut oder schlecht befunden und bearbeitet werden wollen. Geht nicht mal eben so.
Hat man das alles zusammen, muss man „nur noch“ den Beitrag hochladen. Kurzer Blick hinter die Kulissen gefällig? Gerne:
Gefühlte Drölftausend Felder, Knöpfe und Links, die man alle bedienen kann. Aber am besten tut man das, nachdem man die Plugins und Themes und technisches Allerlei auf den neuesten Stand gebracht hat. Noch besser aber ist es, davor ein Backup zu machen – für den Fall der Fälle. Das alles kann man sich aneignen wenn man – ihr ahnt es – Zeit investiert um herauszufinden wie es geht.
Der Beitrag ist online!
Yeahyayyay, geschafft. Jetzt legen wir die Beine hoch und warten, dass die Leser sich an unseren weisen Zeilen ergötzen können. Und warten. Und warten. Und legen dann doch lieber nochmal Hand an: jetzt ist es Zeit, die sozialen Kanäle zu bedienen. Der Beitrag wird auf der Facebookseite geteilt, das Bild gerne im Querformat, auch für die Facebook-Gruppen. Für Pinterest aber doch lieber im Hochformat. Und nochmal anders für Instagram. Obwohl, warte: es ist gerade kurz vor Mitternacht, dann lieber doch morgen früh, dann sind mehr Leser online. Und welche Hashtags nehme ich am besten? Das überlegt man, während die ersten Kommentare und Fragen beantwortet werden.
Wer sein Hobby dermaßen leidenschaftlich betreibt freut sich natürlich darüber, wenn mehr Leser den Blog besuchen. Der Blog wird immer sichtbarer – auch für Kooperationspartner. Und schon sind wir beim lieben Thema Geld.
Zeit ist Geld
Ihr wisst Bescheid: all das oben genannte haben wir als „Mamiblog“ also mal eben vom Handy aus zwischen Abwaschen und Stillen gemacht, ist ja klar. Scherz beiseite: Es! Ist! Arbeit! Und natürlich möchte man für seine Arbeit entlohnt werden – ich sehe absolut nichts Verwerfliches daran. Diese Entlohnung erfolgt in Form von Geld, Ware, Reisen, Gutscheinen oder oder oder oder auch eine Kombination aus allem. Mal mehr, mal weniger, mal viel, mal nichts. Wer seine finanzielle Existenz davon abhängig machen möchte, muss sich Einiges einfallen lassen. Sowohl für die Kooperationspartner als auch für die Leser – wer liest schon gerne einen Blog, bei dem ausschließlich Werbebeiträge gepostet werden?
Ein Produkt zugeschickt zu bekommen ist – natürlich – auch mit Arbeit verbunden. Die wenigsten Firmen schicken einem auf gut Glück etwas zu. Das heißt: im Vorfeld sind Verhandlungen angesagt, was kann man für das Produkt leisten? Einen Beitrag? Ein Bild auf Instagram? Eine Verlosung?
Alleine eine Verlosung, wie sieht sie hinter den Kulissen aus? Ich habe letztes Jahr einen Adventskalender gemacht und ich dachte, ich gebe es auf. Ich gebe es einfach auf, alles, den Blog, das Internet und überhaupt. Koppelt man den Gewinn an eine Frage muss man sich jeden Kommentar durchlesen, ob die Frage richtig beantwortet wurde, ob jeder alle Bedingungen eingehalten hat, wenn man auf verschiedenen Plattformen verlost dann auch dort. Und dann schickt man die Gewinnermail und keiner antwortet und man muss nochmal auslosen – ein Träumchen.
Für einen größeren Produkttest fahre ich schon mal an den Strand und mache dort die Bilder wenn ich denke, dass es besser passt. Klingt nach Spaß? Ist es auch, wenn das Wetter stimmt, das Kind mitmacht, der Hund mitmacht, die Frau mitmacht. Wenn man die Kamera nicht vergisst. Oder die Speicherkarte. Wer kennt das nicht? Schon wenn man privat unterwegs ist und sich darüber ärgert, dass man einen schönen Moment nicht einfangen kann. Bei einer Kooperation, oder nennen wir das Kind beim Namen – bei einem Kundenauftrag, ist es aber: beruflich. Und damit sind wir beim nächsten Punkt…
Die Verantwortung
Eine Kooperation verpflichtet. Wie schon oben erwähnt, hat man sich sehr wahrscheinlich im Voraus darauf geeignet, in welchem Umfang sie stattfinden soll. Und das möchte man einhalten. Sicher kann etwas dazwischen kommen, man kann sie verschieben oder umlegen. Aber eines bleibt: die Verantwortung und damit der Druck, die Kooperation einzuhalten. Vor allem aber dabei die gewohnte Qualität zu bieten, die sonst auch auf dem Blog zu finden ist. Nicht nur dem Kooperationspartner sondern auch dem Leser gegenüber. Die Auseinandersetzung mit einem Produkt, einem Shop, einer Marke, damit man als Blogger seinen eigenen Anspruch an einen (Werbe-)Beitrag erfüllen kann, kostet Zeit. Sie macht Arbeit. Genau dafür werden Blogger bezahlt – für all diese Arbeit, die hinter einem Post steckt.
Das Hamsterrad
Schnell findet man sich in einem Hamsterrad gefangen: Die Kooperationspartner warten auf ihre Beiträge, dazwischen möchten „normale“ Beiträge veröffentlicht, ein Newsletter geschrieben, die Social Media Accounts gefüttert und noch ein paar Bilder dafür geschossen werden. Einen schlimmeren, strengeren Chef könnte man dabei nicht haben: sich selbst.
Habe ich noch was vergessen? Ach ja, die Kinder! Aber ich habe ja nur eins ? In diesem Sinne: wer noch keinen Blog hat und mal was „für nichts“ abstauben will, nur zu! ?