Meine Lieben, schaut mal! Der vierte Beitrag meiner Reihe: „Regenbogenfamilien erzählen“ ist frisch online. Lehnt euch zurück und schaut mal bei Hanna (23) und Franzi (25) aus Frankfurt rein, die uns heute einen Einblick in Ihr Leben unter dem Regenbogen gewähren. Mädels ich freue mich sehr, dass ihr so offen und ehrlich über euch schreibt! Und euch allen viel Spaß beim Lesen.

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Wir sind Hanna (23) und Franzi (25) und bestreiten unseren Lebensweg seit bald 3 Jahren gemeinsam. Wir leben mit 2 Katzen und 2 griechischen Landschildkröten in einem Stadtteil von Frankfurt. Die Versuche, unseren Kinderwunsch zu erfüllen hat im Januar 2016 begonnen. Etwa 1 Jahr haben wir immer mal wieder darüber gesprochen, welche Vorstellungen etc. wir zu diesem Thema haben. Im Januar 2016 lernten wir unseren privaten Samenspender kennen und es wurde konkreter…

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Lebt ihr in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft?

Nein, bisher noch nicht. Ich (Hanna) stehe nicht so ganz dahinter. Durch die nicht völlige Gleichstellung müsste man sich bei der Angabe des Familienstandes immer Zwangsouten. Das mag ich persönlich nicht. Aber ohne Lebenspartnerschaft keine spätere Stiefkind Adoption.
Grundsätzlich möchten wir natürlich lieber dann die Lebenspartnerschaft eingehen, wenn wir es „wollen“ und nicht, weil wir auf Grund der Gesetzeslage sonst keine Stiefkind Adoption durchführen könnten. Vielleicht gehen wir die Lebenspartnerschaft ein, wenn unser Wunschkind geboren wird, vielleicht davor, aber vielleicht auch nicht. Für mich sagt die Lebenspartnerschaft nichts über die Liebe aus, die wir zueinander haben.

Empfindet ihr die Lebenspartnerschaft der Ehe gegenüber als gleichberechtigt?

Naja – Ja, im Grunde schon. Jedoch gefällt mir, das Adoptionsrecht und das Zwangsouting bei der Angabe des Familienstandes nicht.

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Wenn nicht: was würdet ihr daran ändern wollen?

Eine Gleichstellung in beiden Punkten wäre toll. Familienstand „verheiratet“ outet mich nämlich nicht. Im Gegensatz zur Angabe „in eigentragener Lebenspartnerschaft“. Ehepartner können Kinder gemeinsam adoptieren bzw. ein Kind, welches in die Ehe hineingeboren wird, hat automatisch beide Ehegatten als Elternteile. Schade ist es schon, dass dies für eine Lebenspartnerschaft nicht gilt. Auch der Name gefällt uns ehrlich gesagt nicht. Uns wäre „Ehe“ deutlich lieber, das klingt deutlich gleichberechtigter als eine extra Bezeichnung.

Wie soll euer Kinderwunsch in Erfüllung gehen?

Lange haben wir überlegt. Wenn Kinder aus Bienchen und Blümchen entstehen, bei uns aber kein Bienchen da ist, sondern nur 2 Blümchen, dann wirds schwierig. Entschieden haben wir uns für einen Spender. Zuerst war da die Frage, ob der Samenspender anonym sein soll, oder nicht. Wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht, ob für uns eine gemeinsame Erziehung mit z.B. einem schwulen Pärchen in Frage kommt.

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Leider (wobei die Situation der Männer selbstverständlich zu verstehen ist), wollen viele dann dass entweder das Kind dort wohnt, oder man gemeinsam wohnt. Beide Varianten möchten wir aber nicht. Wir entschieden uns also dafür, einen Spender zu suchen der maximal eine Onkelfunktion übernimmt.

Sperma bei einer ausländischen Samenbank zu bestellen, war auch mal kurz Thema, letztlich war es uns aber schlichtweg einfach zu teuer. Auf mehrere Versuche gerechnet kommt da schon eine Stange Geld zusammen. Der Frauenarzt teilte uns bei einem Beratungsgespräch sogar mir, dass er bereits vielen lesbischen Frauen diesbezüglich geholfen hätte und er gerne bereit wäre, die Insemination durchzuführen. Natürlich hat uns diese Bereitschaft sehr gefreut. Jedoch müssten wir entsprechende Leistungen natürlich privat bezahlen.

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Wir entschieden uns also zunächst dafür es mit einem privaten Samenspender zu versuchen. In verschiedenen Foren informierten wir uns über entsprechende Möglichkeiten. Es war für uns zwar nicht obligatorisch, aber ein „nice-to-have“, dass das Kind den Spender kennen lernen kann. Wichtig war uns dass Haarfarbe und Augenfarbe grob passen. Wir sind beide sehr helle Typen und ein dunkelhaariger Spender hätte einfach nicht so gut gepasst. Die Bereitschaft, für ein eventuelles Geschwisterkind zu spenden sollte ebenfalls vorhanden sein. Selbstverständlich wollten wir auch aktuelle Gesundheitszeugnisse sehen.

Als irgendwann ein passender Spender gefunden war, entschieden wir uns zu ihm zu reisen. Knapp 400km wohnt er von uns entfernt. Wir mieteten uns jeweils für 2-3 Tage in einem Hotel oder einer Pension ein. Zunächst sind wir zusammen essen gegangen, um abzustimmen ob wir uns alle miteinander sympathisch sind. Beim 3. Versuch plauderten wir einfach so jeweils 1 Stunde vor der Spende gemütlich im Zimmer.

Wie macht ihr das mit dem Erzeuger? (wie soll er genannt werden?)

Bisher sprechen wir miteinander über den Erzeuger immer in Verbindung mit seinem Vornamen. So werden wir es höchstwahrscheinlich auch beibehalten. „Spender“ und „Erzeuger“ gefallen uns nicht und „Vater“ wollen wir ihn auf keinen Fall nennen. Vielleicht ändert sich diese Meinung aber auch nochmal. Wer weiß, was das Leben so mit sich bringt.

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Wie sollen euch eure Kinder nennen?

In der Theorie schwebt und Mama und Mami vor. Ob das auch wirklich so umgesetzt wird, entscheidet letztlich das Kind. Wenn es irgendwann „Mum“ oder „Mutti“ sagen will, wäre das auch okay.

Wollt ihr eure Kinder aufklären?

Ja. definitiv. Wir wollen – je nach Alter des Kindes – ganz offen mit dem Thema umgehen und keine Geheimnisse haben.
Wir haben gemeinsam entschieden die Informationen über den Spender keinem zu offenbaren. Das Kind soll als erstes erfahren dürfen, wer er ist, wie er aussieht, woher er kommt etc.

Welche Reaktionen erfahrt ihr aus eurem Umfeld (Freunde, Familie, Kollegen)?

Über den Kinderwunsch sind bisher nur 2 Personen aus dem familiären Umfeld in Kenntnis gesetzt worden. Beide freuen sich sehr für uns. Leider hatten wir beide bei unserem Outing bereits Schwierigkeiten. Für uns ist der Kinderwunsch etwas schönes und wir möchten uns diesen Weg nicht durch blöde Kommentare vermiesen lassen. Die Familie und auch der Freundeskreis wird es also erst erfahren, wenn es soweit ist. Ich denke unser Freundeskreis wird sich freuen. Die Familien sind beide noch in den Gedanken „ein Kind braucht Mutter und Vater“. Es bleibt also abzuwarten, wie sie reagieren werden.

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Nicht alle gehen gleich gut damit um. Was haben eigentlich die Menschen für ein Problem, die Vorbehalte haben?

Uns alle prägen doch in vielerlei Dingen die Meinungen unserer Familien, Freunden etc. Vermutlich haben besagte Menschen einfach noch keine positiven Erfahrungen mit dem Thema Homosexualität insb. mit Kinderwunsch/Kindern machen können. Notorische Nörgler, die auch dann ihre Meinung nicht ändern, gibt es leider überall. Viele ändern ihre Meinung erst, wenn sie mal positiv mit dem Thema in Verbindung kommen.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft als Regenbogenfamilie?

Für uns wäre die Akzeptanz durch die Familie und die Gesellschaft enorm wichtig. Oma und Opa sind auch die Eltern der adoptierenden Mutter und es wäre schön, wenn auch das Kind 2 Omas und 2 Opas hat, die keine Unterschiede machen. Für das Kind wünschen wir uns Akzeptanz in Kindergarten und Schule. Ich denke, je offener wir mit dem Thema umgehen und das Kind aufklären, desto besser kann es darüber auch mit anderen kommunizieren. Wir hoffen, in Kindergarten/Schule etc. nicht dauernd danach gefragt zu werden, wer die Mutter des Kindes sei. Denn dies sind wir beide emotional bereits vor der Adoption.

Bilder: Hanna & Franzi – Danke Mädels! ❤️

Wollt ihr auch mitmachen?

Ich freue mich immer über neue Paare, die mitmachen möchten. Und ein offenes Ohr für eure Fragen habe ich auch noch ? Falls ihr schon immer etwas über das Thema wissen wolltet, her damit ?
Hier könnt ihr mich kontaktieren – ich freue mich von euch zu hören.