Handarbeit wird wieder geschätzt – gefühlt täglich gibt es neue Märkte, Blogs, Kurse und Websites, die sich diesem Thema widmen. Immer mehr Leute nähen, stricken, basteln oder handwerken. Und am Ende des Tages fragt man sich: Wohin mit dem Zeug, wenn selbst Freunde und Familienmitglieder sich langsam nicht mehr über die zehnte Tasche / Schachtel / Seife freuen? Richtig, verkaufen. Mittlerweile haben sich Etsy und Dawanda zu den größten Shops für handgemachte Produkte entwickelt. Etsy vs. Dawanda – keine leichte Entscheidung… Welchen nehme ich?
Kurze Antwort: Es kommt darauf an.
Lange Antwort: Es kommt darauf an. Mich hat diese Frage so lange beschäftigt, dass ich zwei Jahre gebraucht habe, um mich zu entscheiden. Und dass ich inzwischen befürchte, meinen Shop auf der falschen Plattform zu betreiben. Aber der Reihe nach:
Etsy vs. DaWanda

Fakten und Zahlen

Geburt Online seit Juni 2005 (seit Frühjahr 2010 Niederlassung in Berlin) Online seit Dezember 2006
Mitglieder Über 19 Millionen Mitglieder Über 2 Millionen Mitglieder
Verkäufer Über 800.000 Über 150.000
Produkte Über 15 Millionen Über 2 Millionen

Obwohl beide Portale fast gleich alt sind, ist Etsy der wesentlich größere Shop. Die Auswahl an Produkten ist schier unendlich – genau wie die Konkurrenz.

Verbreitung

Die Mehrheit der Verkäufer kommt aus Amerika, wobei Europa nach und nach „erobert“ wird. Von Irland über Schweden bis Deutschland finden Etsy-Veranstaltungen statt, die dem Shop zu immer mehr Bekanntheit verhelfen. In Deutschland geboren, möchte DaWanda „Europas größter Online-Marktplatz für Selbstgemachtes“ werden. Seit diesem Jahr können auch Designer aus Polen, Italien, Spanien, Frankreich und Holland in ihrer eigenen Sprache anbieten.

Die Community: Veranstaltungen, Workshops, Blogs

Um das Publikum „bei Laune zu halten“ bieten beide Plattformen Veranstaltungen und Workshops an. Dort kann man Gleichgesinnte treffen, sich über Fragen rund um das Verkaufen, das Vermakten und die gemachten Erfahrungen austauschen, lernen wie man z.B. bessere Produktbilder macht. Aber auch neue Bereiche kennenlernen: von Taschen mit selbstgemachten Stempeln aus Kartoffeln bedrucken bis hin zu niedliche Tierchen filzen wird einiges aufgetischt, was das Bastlerherz höher schlagen lässt.

  • Etsy Labs
    Regelmäßige DIY-Events in Hamburg, Berlin und München
  • Online-Labs
    Live-Workshops zu feststehenden Terminen
  • Etsy Blog auf Deutsch
    Mit DIY-Anleitungen, Tipps & Tricks zum Verkaufen und interessanten Verkäuferportraits

Dass beide Plattformen fast überall vertreten sind (Facebook, Twitter, Tumblr, MySpace und alles Mögliche) versteht sich von selbst. Dazu können Mitglieder beider Portalen in Teams/Gruppen und Foren verweilen und Erfahrungen austauschen, Hilfe suchen oder für ihren Shop werben.

Verkaufen: Preise und Werbemöglichkeiten

Beide Portale geben vor, dass nur handgefertigte Produkte, Vintage oder Künstler- und Handwerksmaterial verkauft werden können.

Preise
  • keine Mitgliedsgebühren
  • Ein Artikel für 4 Monate einstellen: $0.20
  • Verkaufsprovision: 3,5%
  • keine Mitgliedsgebühren
  • Ein Artikel für 4 Monate einstellen: 0,10€ bis 0,30€ (richtet sich nach dem Artikelpreis)
  • Verkaufsprovision: 5%
Werbemittel Sog. Annoncen helfen dabei, den Shop zu bewerben. Diese sind allerdings im Moment nur für Shops buchbar, die mit Englisch als Standardsprache eingerichtet wurden.
Zudem gibt es noch Treasury: Shopping-Galerien die mit etwas Glück von Etsys Mitarbeitern auf die Startseite gestellt werden.
Man kann Plätze auf der Startseite sowie Logenplätze (Kategorienseiten, Suchergebnisse) buchen.
Durch regelmäßige Aktionen (z.B. Produkte in einer bestimmten Farbe) werden einige Artikel von den Mitarbeitern ausgewählt und besonders hervorgehoben.

Außerdem bieten beide Shops an, den eigenen virtuellen Bauchladen auf der eigenen Website einzubinden (Mini-Etsy, DaWanda WebShop). Unzählige Social Media Knöpfe und Herzen und Sterne dürfen auch nicht fehlen und helfen einem dabei, seine Sachen auch über andere Kanäle zu verbreiten. Wobei hier DaWanda für mich der Gewinner ist: mit den Buttons „auf Amazon Wunschzettel“ sowie „in Blog einbetten“ hat der Shop die Nase vorn.

Fazit

Etsy-oder-Dawanda

Wenn ich mir meinen eigenen Artikel so durchlese, zweifele ich an meinen vorhin erwähnten Zweifeln, ob DaWanda nun der richtige Shop für mich ist. Aber das Leben wäre langweilig, wenn man nicht ständig was zu meckern hätte. Also sage ich euch was mich stört:

  • Das Aussehen
    Ruft doch bitte mal eine Kategorieseite bei DaWanda auf. Man hat soviel zu lesen, dass man die Bilder glatt übersieht. Zumal die Labels quer über dem Bild schreien: „NEU!“, „Versand: 0€“, „Express“ – ist das wirklich deren Ernst? Haben sie denn kein längeres Wort gefunden, das sie auf das Bild hätten klatschen können? Ach ja, haben sie – in der Detailansicht hängt noch das Comic Sans-artige „Individualisierbar“ auf dem Bild rum. Himmelherrgottsakrament. Bei Etsy hingegen habe ich immer das Gefühl, ich komme in einen gutbeleuchteten, liebevoll sortierten Laden mit den schönsten Sachen überhaupt. Für mich ist Etsy visuell wesentlich ansprechender.
  • Mobile Version und die App
    Seit Juni hat DaWanda eine mobile Website. Was habe ich mich gefreut! Denn die App war wohl nicht wirklich zu gebrauchen: Nachrichten konnten gelesen und verschickt werden, Verkäufe bestätigt und bewertet sowie Transaktionen abgeschlossen. Durch die Shops browsen und Artikel kaufen? Fehlanzeige. Kurz: sie haben das (kaum vorhandene) Potenzial der App gesehen und die nach etwas mehr als 1,5 Jahre komplett aus dem AppStore entfernt. Und behauptet, sie hätten was besseres als die App. Ha! Schaut euch die mobile Version an. Es ist so schlimm. Sei komisch! Sei seltsam! Sei altbacken! Wabbelig, langsam und hässlich. Eine Produktdetailseite mit kleinen Bildern und einer komplett zugeklappten Produktbeschreibung. Setzen, 6.
    Meine Augen, Finger und Nerven sind vom Aussehen und der Bedienung so gequält, dass es natürlich ein Vergnügen ist, zur Etsy-Seite zu wechseln. Aber auch ohne Schmerzen: die mobile Seite macht einfach Spaß, die App sogar noch mehr. Ohne Worte, Etsy setzt meiner Meinung nach Maßstäbe was das angeht. Gut gemacht.

Tja. Ich kann mich nicht entscheiden (Überraschung!). Vielleicht betreibe ich einfach zwei Shops. Man hat ja sonst nicht viel zu tun.
Eigentlich will ich mich damit gar nicht auseinandersetzen, wie ich meine Produkte im Ausland verkaufe. Zumal das mit dem schwachen Dollar und so. Was für DaWanda spricht.
Andererseits: Etsy ist einfach soooo schön! Da wäre ich doch gerne dabei.

Wie macht ihr das? Habt ihr euren Shop auf beiden Plattformen? Oder mit einer besonders zufrieden? Was sind die Faktoren, die euch zu eurer Entscheidung geführt haben?

Mehr zum Verkauf von handgemachten Produkten auf Etsy und Dawanda: