Hach ja, das Wunder des Schwangerseins. Schon seit 34 Wochen darf ich es hautnah erleben – das sind 9 Monate Glück, aber auch 9 Monate Leid. Gelernt habe ich während dieser Zeit eine ganze Menge. Insbesondere über mich.
Ich hätte ja niemals gedacht, dass ich mich jemals in dieser Situation wiederfinden würde. Und ich finde kaum die passenden Worte um zu beschreiben wie glücklich ich bin. Aber trotzdem ist nicht alles heiter Sonnenschein – die eine oder andere Sache zu lernen ist eine sehr schmerzhafte Erfahrung, im wahrsten Sinne des Wortes…
-
Ich kann immer und jederzeit essen
Essen könnte ich seit eh und je als Hobby bezeichnen: ich mache es gerne, regelmäßig und es befriedigt mich. Während der Schwangerschaft bekommt das aber ganz neue Dimensionen. Gegen die anfängliche Übelkeit. Gegen den Schmachter. Gegen die schlechte Laune. Wegen der guten Laune, wegen der Geselligkeit (ich bin ja schon lange nicht mehr ganz alleine gewesen). Ach, Essen geht immer.
-
Ich brauche keinen Alkohol, ich habe meine Hormone
Jaja, die Hormone. Am liebsten würde ich jeden einzelnen dieser Botenstoffe umarmen und mich bei ihnen für diese unbeschreiblichen Glücksgefühle bedanken.
Es sei denn, ich verbringe meine Tage damit, mich zu hassen. Mich und den Rest der Menschheit, die Umwelt, die Umstände, das Wetter und überhaupt.
Naja, ich brauche zwar keinen Alkohol, aber vermissen tue ich ihn manchmal schon. Z.B. wenn ich erst den alkfreien Wein aufmache und er so stinkt, dass ich ihn ohne zu probieren auskippe. Um anschließend den alkfreien Sekt aufzumachen, der genauso bescheiden riecht und schmeckt. Aber dann, dieses alkfreie Bier! Dass sie den Geschmack bei Bier so gut hinbekommen, denke ich. Während ich auf dem roten Banner des Etiketts verzweifelt nach dem Wort „alkoholfrei“ suche und nur „Weizenbier“ finde. Naja. Ein bisschen muss ich mich wohl noch gedulden. -
Gib mir etwas Zeit und ich kann cool sein
Die ersten Monate hätte ich am liebsten damit verbracht, schreiend im Kreis zu laufen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, mein Kopf war voll mit „oh mein Gott oh mein Gott oh mein Gott ach du meine Güte oh Gott oh Gott“. Nicht dass ich besonders gläubig wäre. Nur… Der leiseste Gedanken daran, dass in mir ein Kind wächst und – viel aufregender noch – irgendwann geboren wird, aus meinem Körper, ja, aus meiner Muschi… Nicht zu ertragen. Inzwischen habe ich mir aber die Zeit genommen um mich aktiv von allerlei Ängsten zu trennen, diese Zeit zu genießen und der Geburt mit großer Freude entgegenzublicken. Wird schon!
-
Ich kann viel besser mit Schmerzen umgehen
Vor der Schwangerschaft konnte ich ganz schön wehleidig sein. Natürlich nur in äußerst seltenen Situationen, aber ich konnte es. Aber pünktlich zu Beginn der 24. SSW konnte ich plötzlich nicht mehr ohne Schmerzen gehen, liegen oder vor allem mich im Bett umdrehen. Aufstehen und Hinsetzen wurden zu einem Albtraum und es wurde immer schlimmer je größer der Bauch wurde. Das Drama hat einen Namen: die Symphysenlockerung trifft lt. Wikipedia eine von 600 glücklichen Schwangeren. Das kann ich in % gar nicht ausrechnen und ich glaube, das ist auch besser so.
-
Achtung, ich lasse jetzt los!
Insbesondere Freundschaften, die eigentlich keine mehr sind. Plötzlich hat man seinen Fokus auf etwas ganz Besonderes gerichtet und es gibt nichts Wichtigeres außer dem kleinen Wesen im Bauch. Der perfekte Zeitpunkt also, nicht nur den Schrank sondern auch das Leben aufzuräumen – ich übe mich im Loslassen und versuche nicht den Sinn einer jeden Handlung zu hinterfragen. Fühlt sich großartig an.
-
Ich hasse imperative Ratschläge
Die erste Schwangerschaft – ich war auf der ganzen Linie verunsichert. Der eine sagt dies, der andere das… Welche Nagelschere ist die beste, welcher Kinderwagen ist der richtige, wie machen wir das mit dem Hund, wer redet mit dem Kleinen in welcher Sprache. Jeder hat eine Meinung, auch ungefragt, und nur diese ist die Richtige.
Egal ob wichtige und weniger wichtige Entscheidungen – früher oder später kommt der Zeitpunkt, an dem man seine eigenen treffen möchte. Das ist dann der Moment, an dem einem der Unterscheid zwischen nettem Erfahrungsaustausch und radikalen Ratschlägen deutlich wird. An dem man anfängt genervt zu sein. Obwohl eigentlich doof und überflüssig, finde ich es gar nicht schlecht, dass solche Auseinandersetzungen mit Freunden und Bekannten schon jetzt passieren. Denn ich befürchte, dass das nicht so bald aufhören wird – da ist es doch besser, man ist schon gut darauf vorbereitet. -
Schlafen wird überbewertet
Um 23 Uhr ins Bett gehen, bis 1:30 wach sein, bis 2h schlafen um mit einer Mischung aus Sodbrennen, Völlegefühl im Magen und Hunger aufzuwachen und bis 5h nicht wieder einschlafen zu können? Alltag und nicht so schlimm! Man hat ja den ganzen Tag Zeit um in den Seilen zu hängen und zwischendurch immer wieder mal 2 Stündchen zu schlafen, kein Thema. Ende der Ironie. Mist ist das.
-
Eine Schwangerschaft kann man nicht planen
Alleine die Tatsache, dass der Entbindungstermin nur ein Richtwert ist, nach dem ich mich zu richten habe und mit dem ich überhaupt nicht planen kann, macht mich völlig fertig. Denn es gibt noch so viel zu tun! Ganz und gar schlimm war es, als ich letzte Woche die Treppe runtergesegelt bin und in meinen Gedanken die (Not-)Geburt zum Greifen nah war. Obwohl sich in meinem Kopf die dramatischsten Szenen abspielten, war für Gedanken wie „oh nein, aber ich muss noch dieses und jenes machen!“ immer noch Platz. Ich bin noch dabei schon mal zu üben, alles viel gelassener und vor allem mich nicht so wichtig zu nehmen.
-
Was nicht ist, kann noch werden
Noch letzte Woche habe ich mich, abgesehen von den Schmerzen, noch relativ unbeschwert bewegen können. Was habe ich mich gefreut, dass ich offenbar von einem schweren Bauch und Sodbrennen und allen möglichen anderen Dingen verschont geblieben bin… Bis zum Treppensturz – das Baby hat sich dadurch in die richtige Position gedreht. Und schon ging es los: Das Gefühl, jemand kitzelt meine Blase und tanzt gleichzeitig Samba auf meiner unteren Magenwand. Großartig. Ich werde euch Einzelheiten wie die Häufigkeit mit der ich rülpsen muss und dabei das starke Bedürfnis habe aufs Klo zu rennen ersparen.
Und trotzdem: ich würde alles wieder genauso machen
Denn selbst wenn ich wirklich nicht jeden Tag genießen kann – das konnte ich auch schon unschwanger nicht und im Vergleich dazu sind schwangere Tage doch noch um einiges schöner. Insbesondere das, was dabei rumkommt. Außerdem ist es doch viel besser wenn man versucht das Ganze positiv zu sehen und alles mit Humor zu nehmen – sich darin zu üben ist wirklich eine gute Sache.
Wie ist es euch während eurer Schwangerschaft ergangen? Was habt ihr bei der 2. oder 3. Schwangerschaft anders gemacht? Was ist euch besonders in Erinnerung geblieben? Ich freue mich, von euch zu hören!