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Bäh. Allein der Titel lässt meine Nackenhaare sich aufstellen. Ach was rede ich, jedes einzelne Härchen an meinem Körper steht zu Berge und meine Nägel fangen an sich nach oben zu rollen. Und doch ist dieses Gefühl nichts im Vergleich zu dem, was ich in den(!) Situationen(! PLURAL!!!elf) gedacht habe, die mich zu diesem Post angeregt haben. Aber fangen wir von vorne an…

Dutzi dutzi my ass, bitch.

Banken und Arztpraxen machen das richtig. Das Bitte-halten-Sie-Diskretionsabstand-Schild dient Idioten als grobe Orientierungshilfe, um den Durchmesser der Intimsphäre anderer besser einschätzen zu können. Kaum zu glauben, dass manch einer ohne solche Schilder offenbar völlig aufgeschmissen ist. Und trotzdem: wahrscheinlich durfte schon ziemlich jeder Bekanntschaft mit dem In-den-Nacken-Atmer aus dem Kiosk oder dem Einkaufswagen-in-die-Hacken-Fahrer aus dem Supermarkt machen.

Nur: so ein Schild hat man nicht in jeder Situation dabei. Und selbst wenn: die Leute würden so oder so einen kreativen Weg finden, einem auf die Pelle zu rücken. Sei es indem diese wildfremden Menschen einen fragen, ob man seine Zwillinge auf natürlichem Weg bekommen hat (WTF!) oder ob Omas in den Kinderwagen greifen um in rosige Bäckchen zu kneifen.

Bitte nicht anfassen.

Bisher habe ich immer versucht, relativ locker zu reagieren, wenn mir Leute zu nahe gekommen sind. Oder gar meinem Kind. Mit dem immer gleichen Ergebnis: ich habe mich hinterher geärgert. Schwarz geärgert. Denn zwischen angemessen reagieren und total ausrasten liegt ein schmaler Grat, das haben auch schon die Jungs von ich bin dein Vater erkannt – um den nicht zu überschreiten, habe ich in solchen Situationen möglichst diplomatisch und cool reagiert (um nicht zu sagen: ich bin meistens zu perplex um angemessen zu reagieren).
Und soll ich euch was sagen? Das mache ich nie wieder. N-I-E wieder. Denn der schmale Grat, den haben die anderen schon längst überschritten. Und die, soviel ist sicher, scheren sich einen feuchten Dreck drum. Warum also sollte ich mir Gedanken um ihre Befindlichkeit machen?

Inzwischen ist es einige Monate her dass die flüchtige Urlaubsbekanntschaft versucht hat, die nackten Füßchen meines Baby zu küssen während es selig in seinem Kinderwagen lag. Komische, unangenehme Situation? Sicher. Kein Grund auszurasten? Sicher. Bisschen blöd, weil er immer seine Füße in den Mund nimmt? Ja. Aber das ist ja nicht alles: die Alte hatte überall Herpesbläschen! Fuck noch mal, was soll das? In Gedanken schlage ich ihr mit dem Kinderwagen die Bläschen aus der Fresse. In echt aber war mein Hirn damit beschäftigt, meinen Fluchtreflex auszulösen – also rollte ich den Kinderwagen in sichere Ferne und ließ sie mit ihrem Kussmund wortlos stehen. Um mir zu schwören beim nächsten Mal einfach von vorne herein „bitte nicht anfassen“ zu sagen.

Ach ja: und auch nicht anfassen lassen.

So was passiert einem nur einmal im Leben, denkst du gerade? Ha! Habe ich auch gedacht. Bis vorgestern, als mein Kleiner fröhlich herumsaß und eine Bekannte meiner Schwiegermutter sich über ihn beugte und sich von ihm ins Gesicht tatschen ließ. Sie freute sich und hielt sie hin, ihre Wange, ihre Nase und ihre… Herpesbläschen! So schnell war der Bube noch nie zwischen mir und Waschbecken geklemmt während ich seine Hände hektisch in die blaue Wunderflüssigkeit tunkte und die Uschi zusammenstauchte. Die ganz und gar verdutzt war und mich darüber aufklären wollte, dass ihre Bläschen doch gar nicht mehr ansteckend sind. Was mich soeben dazu geführt hat nach „bis wann Herpes ansteckend baby“ zu googeln – und mich noch soooo unendlich viel wütender macht.
Ist es wirklich so viel verlangt, ein bisschen mehr Scheißrücksicht zu nehmen? Ein bisschen mehr Scheißdistanz zu wahren? Bin ich wirklich zu empfindlich, wenn es mir schwer fällt dabei die Fassung zu bewahren? Ich glaube nicht. Ich verliere sie sogar jetzt, hier, beim Schreiben. Immer und immer wieder. Plötzlich erscheinen Situationen in denen z.B. Bekannte, die das Baby auf dem Arm haben und es aus ihren Gläsern trinken lassen wollen völlig harmlos. Oder in denen Leute dem Lütten mit dreckigen Händen ins Gesicht fassen, obwohl er schlimme Neurodermitis hat und sogar offene Wunden auf den Wangen.
Ach was, gelogen. Auch die Situationen regen mich immer noch auf. Vor allem zu wissen, ich kann auch noch so richtig reagieren – die Situation an sich zu vermeiden, was ja ideal wäre, ist leider nicht möglich.

So. Nu genug gemeckert, ich gehe mal das Minikilopaket mit meinen herpesbläschenfreien Lippen küssen und mich anfassen lassen :)

Und ihr? Habt ihr auch mal solche verrückten Situationen erlebt? Wie geht ihr damit um? Oder seid ihr ganz locker und findet man kann auch überreagieren? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Haende-weg-von-meinem-kind-Herpesblaeschen