Ein Herz und eine Seele. So sieht das Verhältnis meiner beiden Schätze aus. Und wer meinen Instagram-Account kennt, der weiß: zu häufig schmelze ich vor Verzückung dahin. Dass diese Beziehung eines Tages so sein würde wie sie jetzt ist hätte ich allerdings niemals zu träumen gewagt. Denn Emmy, meine Boxer-Hündin, ist bis dahin nicht gerade dadurch aufgefallen, dass sie mit Babys und Kindern besonders pfleglich umgegangen ist. Ganz im Gegenteil. Sie hält sich selbst für ein kleines Schoßhündchen und denkt, dass ein Hund auch nur ein Mensch sei, der Liebe braucht. Und Liebe verteilen möchte: abschlecken, anspringen, anstubsen und hechelnd um die Kinder herum laufen, nachdem sie alle durch Drängeln auf einem Haufen zusammengetrieben hat.
Mein Herz ist nicht nur ein einziges Mal stehen geblieben. Nie werde ich vergessen wie uns auf ca. 100m Entfernung eine Familie mit einem etwa 5-jährigen Kind entgegenkommt. Noch bevor ich nach unten gucken konnte war Emmy schon weg. Auf das Kind zugerast und alle Befehle und verzweifelte Rufe ignoriert. Als wir endlich bei der Familie waren, versuchte das Kind verzweifelt seinen Donut zu retten indem es ihn hochhielt. Wir waren völlig panisch und davon überzeugt, dass sie das Kind mit Anlauf anspringt und es von oben bis unten abschlabbert – zur Not indem sie es mit ihren scharfen Krallen festhält. Aber nein, Emmy saß brav vor dem Kind und bettelte nach seinem Donut.
Oder das einsame Kind am Strand, nah an den Wellen. Wir kamen am Strand an, Emmy ging ganz entspannt bei Fu… EMMY!!!! SOFORT HIERHER!! Es gab kein Halten mehr, sie lief auf dieses Kind zu, kam immer näher… Um daran vorbei zu laufen ohne es eines Blickes zu würdigen, als erste am Wasser zu sein und uns anzugrinsen. Und ganz lieb zurück zu kommen, als wäre nichts passiert.
Mein Hund: ein Kinderschreck. Ich habe mich schon manches Mal während der Schwangerschaft gefragt wie es so werden würde, wenn das Kind einmal da ist. Schmachtend las ich Forumeinträge, in denen werdende Mütter darüber berichten, wie ihre sensiblen Vierbeiner auf die Schwangerschaft reagieren, wie fürsorglich, aufmerksam und beschützend ihre Fellnasen in der Zeit geworden sind. Und ich wartete. Und wartete. Und wartete. Bei mir sah es so aus: musste ich weinen und sie war in meiner Nähe und kam nicht zu mir… Tja, ich habe sie schon mal festgehalten und auf meinen Schoß gezwungen. Denn ich bin auch nur eine Hundemutter die Liebe braucht.
Lange Rede kurzer Sinn: inzwischen ist das Kind über ein Jahr alt und die beiden sind unzertrennlich. Gehen wir mit dem Kinderwagen spazieren, kann ich schon mehr als 30 Schritte gehen ohne dass sie zieht oder plötzlich stehen bleibt. Wenn der Lütte die Leine festhält, guckt sie immer wieder zu ihm und weicht nicht von der Seite des Kinderwagens. Was ist passiert? Wer hat meinen Hund ausgetauscht? Ich habe darüber nachgedacht, was ich dazu beigetragen habe, dass sie so lieb geworden ist. Und mir sind einige Sachen eingefallen:
Hund auf Baby vorbereiten
Der Nachwuchs stellt das gesamte Familienleben auf den Kopf. Ist der Hund bisher die Nummer eins gewesen, verändert sich das meistens mit der Geburt des Kindes. Plötzlich hat man nicht mehr so viel Zeit und Aufmerksamkeit, die man dem Hund schenken kann. Um zu vermeiden, dass der Hund diese (für ihn nachteiligen) Veränderungen mit dem Baby in Verbindung bringt, habe ich frühzeitig damit angefangen, ihn darauf vorzubereiten.
- Der Hund durfte nicht mehr im Kinderzimmer alleine sein oder alleine reingehen (bis dahin unser Gästezimmer)
- Er durfte nicht mehr auf das Sofa (ungefragt durfte er es auch schon früher nicht)
- Die Spaziergänge wurden kürzer
- Wir übten eine feste Route – so lernten wir beide diese Route gut kennen, ich weiß wo der Hund immer stehen bleibt oder sich mal versteckt und ich kann sie gut in meinen Alltag mit Kind integrieren
Hund an Baby gewöhnen
Als unser Baby nach Hause kam, war Emmy in heller Aufregung. Sie verfolgte uns auf Schritt und Tritt und wich nicht von seiner Seite. Wenn er geweint hat, hat sie darauf geachtet dass wir ja nicht zu lange brauchen um zu ihm zu kommen. Wenn wir ihn gewickelt haben ist sie stets mitgekommen und hat gewartet bis wir fertig waren. Gut, nach einigen Wochen hat sie auch mal gefragt wann der Kleine wieder geht ? Wir haben versucht, die beiden langsam und natürlich zueinander finden zu lassen:
- Der Hund durfte das Baby beschnuppern
- Der Hund durfte immer dabei sein
- Das Baby durfte dem Hund Leckerlis geben
Ohne Regeln geht es nicht!
Regeln sind trotzdem wichtig, damit der Umgang zwischen Kind und Hund wirklich gut klappt.
- Kinder und Hunde niemals unbeaufsichtigt lassen
- Das Kind darf nicht an das Futter gehen oder dem Hund ein Leckerli wegnehmen
- Die Spielzeuge des jeweils anderen sind tabu
- Körbchen und Plätzchen sind für den Hund und nicht für das Kind da – Hunde brauchen einen Rückzugsort
- Der Hund wird regelmäßig entwurmt
- Gerade am Anfang habe ich sehr darauf geachtet, dass nach jedem Kontakt die Hände des Kleinen gewaschen wurden
Ich bin sehr dankbar darüber, dass es bei meinen beiden so gut funktioniert. Nichts desto trotz ist es wichtig, dass mein Kleiner zwischen seinem und anderen Hunden unterscheiden kann. Deswegen darf er keine fremden Hunden von hinten „überraschen“ und nicht (schreiend) weglaufen, wenn mal ein Hund auf ihn zulaufen sollte. In Hundeaugen sind Kinder wie Welpen, die sich nicht frei bewegen dürfen – weswegen sie versuchen die Kinder zu begrenzen und zu stoppen. Das habe ich bei Emmy auch schon häufig erlebt.
Es ist mir jeden Tag aufs Neue eine Freude, die beiden zu beobachten. Wie lieb sie miteinander umgehen. Ich habe zwar etwas Angst, dass es mit zunehmendem Alter etwas schwieriger werden könnte. Der Kleine wird immer mobiler, lauter und testet mehr und mehr seine Grenzen – wie Emmy das mitmacht, weiß ich natürlich nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass das gut geht. Denn die beiden, das sind tierisch gute Freunde ?