Das Leben ist bunt! Ich freue mich mit euch: ein neuer Beitrag meiner Reihe „Regenbogenfamilien erzählen“ ist bereit, von euch gelesen und geherzt zu werden ❤️
Heute gibt uns die Mutter & Single Mom by Choice Anja aus Niedersachsen einen Einblick in ihr Leben unter dem Regenbogen! Vielen lieben Dank für deine offenen Worte und euch allen viel Spaß beim Lesen.

Regenbogenfamilien im Interview: Single Mom by Choice Anja aus Niedersachsen

Mein Name ist Anja (36) und im Mai 2015 bin ich Mama von Zwillingsjungs geworden. Zusammen mit meiner Toller Hündin Jessie leben wir im Harzvorland. Wir sind gerne und oft draußen (bei Wind und Wetter) ob mit Hund oder in unserem Selbstversorger Garten. Ansonsten reise ich gerne und interessiere mich für Geschichte und möchte diese Leidenschaft mit den Jungs teilen.

Allein ein Kind zu bekommen – wann ist diese Entscheidung gefallen?

Das ich einmal Mama werde, war mir schon immer klar und als ich im Jahr 2005 oder 2006 durch einen Bericht in der Zeitung auf Single Mom’s by Choice und Co-Parenting gestoßen bin, war mir auch klar dass der Weg dorthin über einen Samenspender führen wird und ich mein Kind alleine groß ziehe.
Konkret ist die Entscheidung im Spätsommer 2011 gefallen, ich habe damals bereits seit 2003 in England gelebt und es stand (zwangsweise) eine berufliche Veränderung an. Diese nahm ich als Anlass, meinen Babywunsch in die Tat umzusetzen, was dazu führte das ich mich nicht nur nach einem Samenspender umsah, sondern auch meine Rückkehr nach Deutschland für August 2012 plante.

Wie gingen Freunde und Familie damit um, als du ihnen von deinem Kinderwunsch erzählt hast?

Vor bekanntwerden meiner Schwangerschaft habe ich nicht öffentlich über das Thema geredet. Der Prozess kann doch sehr lang sein und ich wollte nervigen Fragen wie: Bist du schon schwanger aus dem Weg gehen. Zudem war ich mir nicht sicher in wie weit mein Umfeld auf meine Entscheidung alleine ein Kind in die Welt zu bringen reagiert und wollte den Leuten aus dem Weg gehen die mir dies ggf. ausreden wollten. Ich habe lieber alle vor vollendete Tatsachen gestellt und die Resonanz war durchweg positiv. Besonders meine Mutter hat sich sehr gefreut Oma zu werden (mein Vater ist bereits 2003 verstorben), da sie nicht davon ausging, dass sie je Oma wird.

Wie ist der Kinderwunsch in Erfüllung gegangen?

Nach meinen damaligen Recherchen, gab es für mich als Single Mom nur die Möglichkeit eines privaten Spenders oder einer Klinik im Ausland (inzwischen ist es aber auch so, dass Kliniken in Deutschland Single Frauen behandeln). Ich habe mich für einen privaten Samenspender entschieden, der damit einverstanden war die sogenannte Bechermethode zu verwenden. Zudem war mir wichtig, dass auf Wunsch der Kinder späterer Kontakt entstehen kann, aber ansonsten hat der Spender nichts mit unserem Familienleben am Hut und bleibt anonym. Der Weg bis zur Schwangerschaft war recht lang, ich startete im Januar 2012 in England mit meinem ersten Samenspender, 4-5 Versuche verliefen alle negativ.

Im August 2012 zog ich nach Deutschland, ich legte eine Pause ein und begann im Winter nach einem neuen Spender zu suchen. Ab Februar unternahm ich dann die nächsten Versuche mit Spender Nummer 2, diese brach ich allerdings nach 3 Versuchen ab, da sich schnell herausstellte, dass der (sehr junge Spender), doch mehr involviert sein wollte in meinem Leben, als ich dies wollte.

Ich legte eine längere Pause ein, auch aufgrund beruflicher Veränderungen und im Sommer 2014 startete ich eine neue Suche nach einem geeigneten Spender. Im September starteten wir den ersten Versuch. Nach den ganzen negativen Tests der Vergangenheit, stellte ich mich auf einen weiteren negativen Test ein. Ich hatte keine Symptome die auf eine Schwangerschaft schließen ließen und selbst als ich einen Tag nach Ausbleiben meiner Periode testete war ich mir sicher, dass der Test negativ sein wird. Als der Strich plötzlich doch da war, konnte ich es gar nicht glauben, selbst 24 Stunden später war ich noch völlig baff. Eine Woche später wiederholte ich den Test, nur um sicher zu gehen, da ich noch immer keine Symptome hatte.

Was für Gedanken und Sorgen hast du zu der Zeit gehabt?

Je länger es dauerte bis ich schwanger wurde, desto mehr stellte sich die Frage ob ich je schwanger werden. Nach dem positiven Schwangerschaftstest, war die größte Sorge ist alles in Ordnung mit dem Baby. Wie gesagt ich hatte keine Symptome und mein Termin beim Frauenarzt war erst in der 7 Woche. Dann stellte sich heraus, dass ich Zwillinge erwarte und die Sorgen gingen weiter: schaffe ich das alleine mit 2 Kindern, wie reagieren meine Hunde auf die Kinder, bleiben die beiden bis zum Ende im Bauch oder kommen die zwei früher, werden beide gesund sein, kann ich es mir leisten 2 Jahre Elternzeit zu nehmen und zu Hause zu bleiben usw. Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, wie meine Kinder später mit der Familienkonstellation umgehen werden.

Hast du deine Kinder über die Familienkonstellation aufgeklärt?

Ich habe schon während der Schwangerschaft div. Bücher gekauft die unsere Familienkonstellation erklären, da meine Kinder zweisprachig aufwachsen, ist der größte Teil auf Englisch, da die Auswahl dort einfach größer ist. Ich habe auch meine bzw. jetzt unsere Geschichte als Fotobuch geschrieben, welche ich den Kindern oft vorlese. Meine Jungs sind 2,5 Jahre und bisher sind da noch keine Fragen, aber die kommen sicher in naher Zukunft. In meinem Freundeskreis gibt es verschiedene Familienkonstellationen, so dass ich die Hoffnung habe, dass die beiden alle möglichen Familienkonstellationen als normal ansehen.

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Spielt Religion für dich eine Rolle?

Ich bin evangelisch und lebe meinen Glauben und meine Kinder gehen in einen evangelischen Kindergarten. Die Pröpstin die für meine Gemeinde zuständig ist, ist sehr offen und wir haben keine Probleme und ich werde immer ermutigt die beiden mitzubringen, auch wenn sie dann wieder durch die Kirche laufen oder sich lautstark unterhalten während der Predigt.

Hast du Tipps für andere Regenbogenfamilien bzw. alternative Familienmodelle, die am Anfang der Familienplanung stehen?

Für welches Familienmodel du/ihr euch auch entscheidet ist egal, wichtig ist, dass ein Kind geliebt wird. Informiert euch und lasst euch nicht abschrecken nur weil dein/euer Model nicht dem Standard entspricht. Es gibt ein englisches Sprichwort: „It takes a village to raise a child“ was soviel bedeutet wie es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen. Besonders als Single Mom ist es wichtig sich sein „Dorf“ zusammenzustellen, Menschen auf die man sich verlassen kann, die einem, wenn nötig unter die Arme greifen oder einfach nur moralische Unterstützung liefern.

Was wünschst du dir für eure Zukunft als Regenbogenfamilie?

Ich wünsche mir, dass ich unser Familienmodel nicht ständig rechtfertigen oder erklären muss. Wir sind eine Mutter-Kind Familie und damit Ende der Diskussion. Ansonsten wünsche ich mir Kinderlachen, Glück und Gesundheit.

Wollt ihr auch mitmachen?

Ich freue mich immer über neue Familien (auch welche in spe), die mitmachen möchten. Und ein offenes Ohr für eure Fragen habe ich auch noch – falls ihr schon immer etwas über das Thema wissen wolltet, her damit!
Hier könnt ihr mich kontaktieren – ich freue mich sehr von euch zu hören!