Das Leben ist bunt! Ich freue mich mit euch: ein neuer Beitrag meiner Reihe „Regenbogenfamilien erzählen“ ist bereit, von euch gelesen und geherzt zu werden ❤
Heute geben uns Sofia & Franzi aus Unterfranken einen Einblick in ihr Leben unter dem Regenbogen! Vielen lieben Dank für deine offenen Worte und euch allen viel Spaß beim Lesen.

Regenbogenfamilien im Interview: Sofia & Franzi aus Unterfranken

Regenbogenfamilie Trennung vom Vater mit den Kindern und Frau neu beginnen

Wir, das bin ich Sofia (35) – Mama von 3 wundervollen Kindern (10, 6 und 4 Jahre alt) und meine Lebensgefährtin Franzi (32).
Franzi lernte ich vor ca. 2 Jahren kennen. Zu der Zeit lebte ich noch mit meinem Mann, mit dem ich 15 Jahre zusammen war (davon 5 Jahre verheiratet) und unseren drei Kindern in unserem Eigenheim. Eine „Bilderbuchfamilie“…

Eine Regenbogenfamilie zu gründen – wann ist diese Entscheidung bei euch gefallen?

Eine vorsätzliche Entscheidung, eine Regenbogenfamilie zu gründen, war es nicht. Es war sozusagen die Schlussfolgerung dessen, was passierte.
Bevor ich Franzi kennenlernte, fehlte mir die ganzen Jahre in der Beziehung mit meinem Mann etwas Grundlegendes / Essentielles, was ich nicht bennenen konnte. Vielleicht ahnte ich es schon – war ich doch ab und an auch schon mal in Frauen verliebt gewesen – wollte es aber nicht wahrhaben und verdrängte es deshalb… jahrelang. Die Folge: Tinnitus, Angstzustände und Depressionen. Bis es einfach nicht mehr ging. Immer mehr merkte ich, wie mein Inneres mich übermannte und das Fass langsam überlief. Dann begegnete mir Franzi. Es war sofort klar, dass sie der Mensch ist, den ich mir immer an meiner Seite gewünscht habe. Als ich ihr das erste mal in ihre Augen sah wusste ich, daß sich nun alles in meinem Leben verändern würde – ein unbeschreiblich tiefgreifendes Gefühl.
Wir trafen uns oft und immer mehr fühlte ich, daß es genau das ist, es was ich mir wünschte / was mir immer gefehlt hat! Die Beziehung zu einer Frau – zu dieser Frau!! Es fühlte sich endlich richtig an! Für uns war ganz schnell klar, daß wir unser Leben miteinander verbringen wollten – als Regenbogenfamilie.

Wie gingen Freunde und Familie damit um, als ihr ihnen von eurem Wunsch erzählt habt, gemeinsam durch das Leben zu gehen?

Ich wusste, daß ich meinem Mann alles erzählen musste. Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dies nicht zu tun, wusste ich doch endlich was mit mir los war / wer ich wirklich bin. Natürlich hatte ich große Angst vor der Resonanz der Familie / des Umfeldes. Die Entscheidung, mich von meinem Mann und von meinem bisherigen Leben zu trennen fiel mir sehr schwer. Es war ein Wechselbad der Gefühle, wollte ich doch meinen Kindern nicht ihr „Nest“ nehmen, in dem sie sich behütet und geborgen fühlten. Aber wegen der Kinder zusammen bleiben und so weiter machen wie bisher? Für mich unvorstellbar. Jetzt wo ich endlich bei mir selbst angekommen war , hätte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können einfach so weiter zu leben wie bisher. Eine Lüge leben? Die Kinder hätten das gemerkt – ich wäre krank geworden. Ich habe auf mein Herz gehört und bin meinem Gefühl gefolgt.

Ich habe mein Heim – das ich mit ganz viel Liebe und Hingabe gemeinsam mit meiner Familie erschaffen habe – zurück gelassen. Das tat sehr weh und tut es auch jetzt ab und zu immernoch. Doch mehr und mehr komme ich zu der Erkenntnis, daß nichts Materielles der Welt es Wert ist, sich seinen Seelenfrieden zu zerstören.
Ich zog mit meinen Kindern in eine Dachgeschosswohnung – weg vom schönen Häuschen im grünen, umringt von lieben Nachbarn.

Meine Freunde standen alle hinter uns – ohne wenn und aber. Diese Erfahrung hat sehr gut getan. Bis auf meine Schwester und ihr Mann interessiert sich nicht wirklich jemand von meiner Familie für unser neues Leben, was ich sehr traurig finde. Niemand fragt nach, oder möchte Franzi kennenlernen.

Regenbogenfamilie Interview Mann aufgeben fuer eine Frau ein neues Leben beginnt

Und wie ist es wirklich gekommen – Wie habt ihr den Umgang mit eurem Umfeld empfunden?

Das Outing innerhalb dieser festgemauerten Welt in der ich lebte, kam einem Erdbeben gleich. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen, alles musste neu sortiert, mühsam neu aufgebaut werden. Nahestehende, geliebte Menschen fühlten sich verletzt und verlassen. Von meiner Familie hieß es, ich sei egoistisch und keine gute Mutter. Für meinen Mann brach eine Welt zusammen. Ich befand mich in der Krise meines Lebens und hatte große Schuldgefühle.
Das alles hat so viel Mut und Kraft erfordert. Doch die Liebe zu und von Franzi hat mir wiederum soviel Kraft gegeben – und auch die Erkenntnis endlich auf dem richtigen Weg zu sein – endlich authentisch leben zu können.
Da wir in einem kleinen Örtchen leben, sprach sich die Geschichte schnell herum. Doch ich bekam wirklich überwiegend positive Resonanz und Bewunderung für meinen Mut, diesen Schritt gegangen zu sein. Das hat mich sehr überrascht.
Natürlich waren auch ein oder andere verachtende Blicke dabei oder auch Stimmen wie „Sie hat doch alles gehabt – wieso war sie nicht glücklich“ – oder „warum dann erst drei Kinder in die Welt gesetzt…“

Habt ihr eure Kinder über eure Familienkonstellation aufgeklärt? Wie gut hat das geklappt, wie gehen sie mit der neuen Situation um?

Da es für die Kinder eine sehr schwierige Zeit war und sie vieles zu verarbeiten hatten, beschlossen Franzi und ich mit dem Kennenlernen zu warten. So sahen wir uns nur an den Wochenenden, an denen die Kinder bei ihrem Vater waren. Das war eine sehr anstrengende Zeit für unsere Liebe.
Nach einem Dreivierteljahr wagten wir es dann. Das Kennenlernen. Die Wurzel unseres Regenbogenfamilien – Daseins war gelegt. Wir hatten großen Respekt vor diesem weiteren Schritt.. wie nehmen die Kinder Franzi auf – sie als Person und die Tatsache, dass ihre Mama jetzt mit ihr zusammen ist – in sie verliebt ist, ist sie doch eine Frau..
Diese Befürchtungen waren jedoch unbegründet. Es war alles so stimmig und einfach nur wunderschön. Die Kinder schlossen Franzi gleich in ihr Herz und andersrum genauso.
Ab diesem Moment an war alles so viel einfacher und klarer.
Dennoch kamen weitere Ungewissheiten auf – hatte Franzi doch mit einem Mal drei Kinder – und keinerlei Erfahrung wie das Leben mit Kindern so ist.. Wie wird sie mit dieser neuen Lebenssituation umgehen? Wird es funktionieren? Es kamen viele Fragen und Unsicherheiten auf…
Doch die reiche gemeinsame Zeit, die wir ab da immer wieder miteinander verbringen konnten, zeigte uns und gab uns die Sicherheit, dass es einfach passt – für alle Beteiligten. Und dass alle Sorgen unbegründet sind. Klar gibt es in jeder Familie Höhen und Tiefen – aber wenn die Liebe vorherrscht und gelebt wird – kann nichts schief gehen. Und das erfuhren wir immer wieder genau so. Die Liebe hält allem Stand. Ganz bedingungslos.

Love makes a Family

Mutig sein - eine Familie gründen Interview Blog Regenbogenfamilie Trennung

Mittlerweile gehen die Kinder sehr gut mit der neuen Situation um. Natürlich war / ist so eine Trennung nie einfach für ein Kind zu verarbeiten. Das wichtigste hierbei ist aber, dass man dem Kind immer das Gefühl gibt, für es und seine Sorgen da zu sein und es aufzufangen und es vor allem ernst zu nehmen. Wenn es merkt, dass es geliebt wird – von Mama als auch von Papa, ist dies die beste Grundlage für eine gesunde Kinderseele – trotz Trennung der Eltern, das ist meine Meinung und Erfahrung.
Ich habe meinen ältesten Sohn letztens gefragt, ob es ihm unangenehm ist wenn ihn jemand darauf anspricht, das seine Mama eine Freundin hat. Da sagte er:“Nein, du bist doch meine Mama, und ich stehe hinter dir – so wie du bist“. Das hat mich sehr berührt.

So richtig zur Regenbogenfamilie werden wir ja erst in ca. einem Monat, wenn Franzi zu uns zieht. Ich bin so stolz auf sie, daß sie so viele Sicherheiten aus ihrem „alten“ Leben nun hinter sich lässt um hier ihr Leben mit uns weiterzuführen.
Ich liebe sie so sehr und ich habe es niemals für möglich gehalten, dass man solche Gefühle überhaupt haben kann. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als mit ihr und den Kindern den Rest unseres Lebens zu verbringen.
Das Zusammenziehen wird nochmal ein bedeutsamer Schritt für unser Leben als Regenbogenfamilie. Diese Erfahrung des Zusammenwachsens ist wundervoll und einzigartig.

Wie habt ihr den Umgang mit dem Vater geregelt? Wie gut klappt der Kontakt?

Mittlerweile haben wir den Umgang so geregelt, dass der Große die Hälfte der Woche beim Vater und die andere Hälfte bei mir/uns lebt. Die beiden Kleinen leben ganz hier. Alle 14 Tage sind sie am Wochenende beim Papa. Mein Noch-Mann und ich haben einen guten, respektvollen Umgang miteinander. Das war uns sehr wichtig. Für die Kinder werden wir immer Mama und Papa bleiben. Auch wenn wir uns nicht mehr lieben, werden wir sie immer lieben und immer als Eltern für sie dasein. Das wollen wir ihnen so vermitteln und ziehen somit am gleichen Strang.
Uns war es von Anfang an ein großes Anliegen, nichts über die Kinder auszutragen, damit sie in keinen Loyalitätskkonflikt geraten. Und das gelingt uns, wie ich finde, als Elternpaar sehr gut.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft als Regenbogenfamilie?

Wir wünschen uns für unsere Zukunft viele reiche Momente als Regenbogenfamilie sowie mehr Akzeptanz und Interesse innerhalb unserer Familien.

Habt ihr Tipps für andere Regenbogenfamilien, die am Anfang der Familienplanung stehen?

Als Tipp für Frauen, die sich vielleicht in ähnlichen Situationen befinden… Hört auf euer Herz und folgt eurem Gefühl. Nur dann könnt ihr euch selbst treu bleiben und habt die Möglichkeit auf ein authentisches und somit erfülltes und glückliches Leben. Ich bzw. wir haben den Schritt nicht eine Sekunde bereut geschweige denn daran gezweifelt.
Es ist niemals zu spät, neu anzufangen. Und niemals zu schwierig, um es zu versuchen.

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Wollt ihr auch mitmachen?

Ich freue mich immer über neue Familien (auch welche in spe), die mitmachen möchten. Und ein offenes Ohr für eure Fragen habe ich auch noch – falls ihr schon immer etwas über das Thema wissen wolltet, her damit!
Hier könnt ihr mich kontaktieren – ich freue mich sehr von euch zu hören!