Die Versorgung sieht nicht gut aus. Das Baby ist jetzt schon zu klein. Es wird bald geholt, wenn nicht ein Wunder passiert.

Es wird ein Frühchen.

Ehrlich gesagt sitze ich in diesem Moment vor dem weißen Bildschirm und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. An welcher Stelle genau mein Kopf ausgestiegen ist.
Welche ist die schönste Farbe fürs Babyzimmer? Sieht dieser Body nicht zauberhaft aus, so klein und so verspielt? Die leichten, unbeschwerten Gedanken, die ich mir noch Anfang letzter Woche gemacht habe, sind anderen gewichen.

Es wird ein Frühchen.
Ein Frühchen, was bedeutet das? Ein Frühchen, jetzt schon viel zu klein für die Schwangerschaftswoche – was bedeutet das? Brutkasten, Schläuche, Krankenhaus, Entwicklungsstörungen, Lebensgefahr, Hilflosigkeit, Fragen und noch mehr Fragen…
660g pures Leben – wie konnten daraus so schnell pure Sorgen werden?

Am Dienstag vormittag sah die Welt noch in Ordnung aus. Eine Doppler-Sonografie später und ich ertappe mich dabei, wie ich unbekannte Begriffe googele, mit denen ich nie etwas zu tun haben wollte. Bilateraler Notch. IUGR. Präeklampsie. Ein Traum von Schwangerschaft, innerhalb von Minuten um 10 Wochen gekürzt. Laut Ultraschall müsste eine Sensation passieren, damit es nur 5 Wochen weniger sind. Laut Blutwerten muss ich ab sofort ganz stark auf mich und die Signale meines Körpers achten und bei dem kleinsten Anzeichen wie Bluthochdruck, Übelkeit, Kopf- oder Oberbauchschmerzen am besten den Notarzt rufen.

Fast eine Woche ist die Diagnose her und ich habe immer noch keinen Weg gefunden, damit umzugehen. Einen Weg, wie ich nicht sofort von etwas Schlimmes ausgehe, sobald es mir ein bisschen anders wird. Was war das? Wo genau hat es jetzt geziept? War das im Unterleib? Oder doch der Oberbauch? Schlägt mein Herz so doll weil ich eben noch gelegen habe? Oder ist das Bluthochdruck? Bewegt sich das Baby zu viel oder gar zu wenig? Geht es ihm in meinem Bauch noch besser als draußen? Kann ich ihm den Schutz bieten, den es braucht?

Und wenn es mir mal gelingt, nicht darüber nachzudenken, geht das Gedankenkarussell an einer anderen Stelle los: Hat man die Anzeichen immer und ohne Ausnahme? In der Reihenfolge? Wie schnell treten sie auf? Reicht der angedachte Abstand für die Untersuchungen? Falle ich demnächst samt Baby tot um?

Verrückt. Mir ist bewusst, welche Kraft Gedanken haben können und ich gebe mir größte Mühe, sie in eine positive, unbeschwerte und lebensfrohe Richtung zu lenken. Wird schon werden und wenn nicht, kann man immer noch gucken. Das Gelassenheitsgebet hat ja schon mal geholfen. Ätzend dass ich es so schnell wieder brauche, aber… Dann ist das halt so.

In der Zwischenzeit versuche ich, mich auf das Schöne zu konzentrieren. Das Baby ist auch nach dieser turbulenten Woche noch bei mir. Bewegt sich ständig. Inzwischen kann ich es über die Bauchdecke sehen. Ich verbringe so viel Zeit mit meinen Lieben wie möglich. Wir schaukeln im Garten. Lachen laut, umarmen uns, sind glücklich. Ich freue mich über das wunderschöne Kinderzimmer und fühle mich unglaublich wohl, wenn wir alle Spiele aus den Schränken holen und unsere Zeit zu dritt gemeinsam genießen. Noch mehr freue ich mich darüber, dass das Babyzimmer Form annimmt und langsam fertig für die Ankunft des Babys wird – wann auch immer sie sein mag. Wir freuen uns, es bald kennenzulernen. Auch wenn es etwas schneller sein wird, als wir es uns erhofft haben.

Es wird ein Frühchen - Schwangerschaftsvergiftung Präeklampsie IUGR was ist Notch

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