Das Leben ist bunt! Ich freue mich: Ein neuer Beitrag meiner Reihe „Regenbogenfamilien erzählen“ ist online und bereit, von euch gelesen & geherzt zu werden ❤
Heute gibt uns Madita und ihre Familie aus dem Ruhrgebiet einen Einblick in ihr Leben unter dem Regenbogen! Vielen lieben Dank für eure offenen Worte und euch allen viel Spaß beim Lesen.

Regenbogenfamilien erzählen

Gemeinsam mit meiner Frau, meiner vierjährigen Tochter und meinem zwanzig Monate alten Sohn bestreite ich den bunten und wunderschönen Alltag einer Regenbogenfamilie. Für mich gibt es nichts Schöneres! Über die Entstehung unserer Familie und alles, was uns bewegt, könnt ihr auf meinem Blog mehr lesen: www.mamamccool.de

Lebenspartnerschaft Ehe für Alle Regenbogenfamilie

Gemeinsam ein Kind zu bekommen – wann ist diese Entscheidung bei euch gefallen?

Wir waren etwa fünf Jahre ein Paar, als sich bei mir der Wunsch nach einem Kind immer mehr konkretisierte. Natürlich hatten wir schon vorher darüber gesprochen, dass wir uns beide vorstellen könnten, eine Familie zu gründen. Aber das war eben immer rein hypothetisch. Eine Idee. Ganz weit in der Ferne. Doch mit knapp 30 Jahren hörte ich dieses berühmte Ticken meiner biologischen Uhr. Und es wurde immer lauter.

Als ich meiner Freundin (und jetzigen Ehefrau … yippie!) von meinem Kinderwunsch erzählte, war sie zunächst komplett perplex. Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber in einer guten Beziehung muss man sich eben ab und zu auch mal überraschen. ;)

Sie erbat sich eine kurze Bedenkzeit und kam schon sehr bald mit ein paar Tränen im Auge, einer wunderschönen Liebeserklärung und einem herzlichen JA zurück.
Nun war klar: Wir würden ein Baby bekommen!

Wie gingen Freunde und Familie damit um, als ihr ihnen von eurem Kinderwunsch erzählt habt?

Gar nicht, denn wir haben es für uns behalten. Zu groß war die Unsicherheit darüber, ob der Weg, den wir für unsere Familienplanung gewählt hatten, der richtige war. Würden wir einen seriösen Spender finden? Wie lange würde es dauern schwanger zu werden? Wird es überhaupt klappen?

Weil wir uns nicht unnötig unter Druck setzen wollten, hielten wir unser „Projekt Baby“ vorerst geheim.

Was für Gedanken und Sorgen habt ihr zu der Zeit gehabt?

Ich mag Pläne. Sie beruhigen mich einfach. Also haben meine Frau und ich einen Plan A (absolute Wunschvorstellung), einen Plan B (falls Plan A nicht klappt) und einen Plan C (worst case) geschmiedet. Wir waren also ganz cool.

Dass ich die leibliche Mutter unseres ersten Babys sein würde, war schnell klar. Zum Einen, weil diese blöde biologische Uhr bei mir so schrecklich laut tickte und mir echt auf die Nerven ging, zum Anderen, weil es aus beruflichen Gründen einfach besser passte. Aber mal so unter uns: Ich wollte auch wirklich ganz, ganz dringend! ;)

Meiner Frau, die inzwischen total Feuer und Flamme war, musste ich aber hoch und heilig schwören, dass sie dann in ein paar Jahren Baby Nummer zwei bekommen dürfte. Kein Problem!

Sorgen haben wir uns viele gemacht. Aber nur ganz kurz. Gesundheit, Rechtliches, Vaterrolle, Absicherung … es gibt so vieles, worüber man sich stundenlang Gedanken machen kann. Doch dann haben wir beschlossen, einfach mal mutig zu sein. Das war eine gute Entscheidung!

Familienleben Regenbogenfamilie Blog Interview

Wie ist euer Kinderwunsch in Erfüllung gegangen?

Wir wollten gerne den Mann, der der Vater unserer Kinder werden sollte, persönlich kennen. Plan A hieß daher „Becher-Methode“. Über ein Internetportal lernten wir potentielle Spender kennen und haben so unseren „Mr. Right“ gefunden.

Er ist ein toller Typ, der uns auch bei der Stiefkindadoption ganz super und verlässlich unterstützt hat. Heute habe ich mit ihm sehr regen Kontakt per Mail, persönliche Treffen sind aber selten geworden. Für beide Seiten ist das so in Ordnung, wobei wir uns schon freuen würden, wenn wir uns ein wenig häufiger sehen könnten. Doch es ist so wie es ist. Und das ist okay so.

Welche sind die schönsten Erinnerungen?

Meine schönste Erinnerung vom Tag der Befruchtung ist der Moment, in dem ich in diesem ungemütlichen Hotelzimmer irgendwo in der Nähe von Köln im Bett liege und Pizza esse – in der Hoffnung, dass in mir gerade ein neues Leben entsteht.

Regenbogenfamilie gründen lesbische Frauen

Habt ihr eure Kinder über eure Familienkonstellation aufgeklärt?

Bei unserer Tochter haben wir schon sehr früh sehr viel Wert darauf gelegt, dass sie weiß, wer ihr Papa ist: Ich habe Fotos ausgedruckt und ein kitschiges, kleines Büchlein für sie gebastelt. Die Seiten waren sogar laminiert, damit Babybrei und Co. leicht abgewischt werden konnten. Ständig hielten wir ihr das Buch vor die Nase und erzählten von ihrem „Papa“. Sie hat das auch alles gut verstanden, aber irgendwann war sie auch ganz schön genervt (verständlicherweise). Bei unserem Sohn sind wir jetzt etwas entspannter.

Inzwischen ist die Große vier und ziemlich klug. Sie interessiert sich total für die Vorgänge im menschlichen Körper. Zum Glück gibt es Google, sonst könnte ich ihre vielen Fragen gar nicht alle beantworten. Jedenfalls hat sie natürlich längst gefragt, wo Babys herkommen und wie sie selber entstanden ist. Wir haben ihr alles erklärt. Für sie ist das keine große Sache. Die neue Info war für sie einfach ein weiterer Punkt auf ihrer „Was-ich-schon-alles-weiß-Liste“ – direkt unter dem anatomischen Aufbau des Ohres und der Funktion des Verdauungssystems.

Ich schätze, dass das Wissen über ihre Zeugung und ihren Vater erst wirklich wichtig wird, wenn sie älter ist. Vielleicht aber auch nicht. Wir lassen uns überraschen.
Derzeit ist für sie nur von Bedeutung, dass sie tolle Eltern hat, die sie wirklich ALLES fragen kann.

Wie lange hat die Stiefkindadoption bei euch gedauert?

Bei unserer Tochter halten wir den Negativ-Rekord – zumindest in unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Die Adoption dauerte über 1,5 Jahre. Es gab drei Hausbesuche, viel Widerstand vom Jugendamt und sehr, seeehr langsame Bearbeitungen bei Gericht. Zwischendurch war sogar monatelang unsere Akte verschwunden und niemand wusste, wo sie war.

Die Adoption unseres Sohnes dauerte ein halbes Jahr, was ich als angemessen erachte (soweit man beim Thema Stiefkindadoption überhaupt von „angemessen“ sprechen kann).

Zwei Frauen gründen eine Familie

Wie habt ihr den Umgang mit den Behörden empfunden?

Erniedrigend. Unser zuständiger Sachbearbeiter beim Jugendamt gab uns das Gefühl, Familie zweiter Klasse zu sein. Oder Aliens vom Planeten Lesbos.

Unsere Lieblingszitate aus dem ersten Gespräch mit ihm:
Sind Sie denn überhaupt schon geoutet?“ – Wir waren beide Anfang 30, lebten in eingetragener Lebenspartnerschaft und saßen mit unserem drei Monate alten Baby vor ihm.
Sie brauchen nicht zu glauben, dass Sie Ihrem Kind später erzählen können, dass es keinen Vater hat. Die haben jetzt nämlich schon in der Grundschule Aufklärungsunterricht!
Was sagen Ihre Eltern denn dazu, dass Sie lesbisch sind?
Sind Sie sich sicher, dass Sie lesbisch sind?
Er fand Lesben schon echt interessant … :/
Was heute für mich lustig klingt, war damals ein echtes Problem. Der Jugendamt-Mitarbeiter war dermaßen versessen darauf die Identität des Spenders herauszufinden (ihm hatten wir Anonymität zugesichert), dass das Verfahren zu scheitern drohte.

Durch tolle Hilfe vom LSVD und eine toughe Richterin am Tag der Verhandlung ging letztlich aber doch alles gut.
Wenn euch die ganze Geschichte unserer Familie interessiert, klickt einfach hier: https://bit.ly/2qQ94Lk

Habt ihr Tipps für andere Regenbogenfamilien, die am Anfang der Familienplanung stehen?

Habt keine Angst! Erfüllt euch euren Traum.

Familienplanung bei lesbische Frauen - Kinderwunsch und Familiengründung bei Regenbogenfamilien #lesbisch #regenbogenfamilie #kinderwunsch #familienplanung

Ihr möchtet noch mehr von ihnen sehen? Hier sind die Instagram Profile dieser schönen Familie:
maditamccool und nicole_hochzeitsfotografin

Wollt ihr auch mitmachen?

Ich freue mich immer über neue Familien (auch welche in spe), die mitmachen möchten. Und ein offenes Ohr für eure Fragen habe ich auch noch – falls ihr schon immer etwas über das Thema wissen wolltet, her damit!
Hier könnt ihr mich kontaktieren – ich freue mich von euch zu hören.

Regenbogenfamilien erzählen: Teil [part not set] von 26