Gerade in diesem Augenblick sitze ich am Wohnzimmertisch. Meine Frau sitzt mir gegenüber und füttert den Kleinen. Der Große tobt mit dem Hund im Garten. Oh life. Im letzten Monat gibt es etwas, was unsere Tage ausgemacht haben: Das pure Familienleben.
Wir sitzen hier, reden über Belangloses wie die vielen Mückenstiche aus dem Urlaub. Über Alltägliches wie das, was wir in den nächsten Tagen kochen wollen. Faszinierendes wie die riesigen Entwicklungsschrite, mit denen der Kleine momentan durchs Leben geht.

In den letzten 31 Tagen ist bei uns so viel passiert, wie bei anderen in einem ganzen Jahr. Wir sind nach unserer langen Reise wieder nach Hause gekommen. Haben viele Freunde besucht und noch mehr Besuch bekommen; uns über die Dinge gefreut, die uns im Urlaub gefehlt, die wir aber nicht vermisst haben; uns für die Überraschung gehighfived, die den Therapeutinnen bei unseren ersten Wiedersehen ins Gesicht geschrieben war. 
Ja, wir haben jeden Tag gefeiert, einfach weil es jeden Tag Grund zur Freude gab.

Visuelle Fruehfoerderung

Abschalten & den Kopf frei bekommen

Vor allem haben wir viel, sehr viel über das letzte Jahr gesprochen. Über all die Hochs und Tiefs, die uns in der letzten Zeit begleitet haben. Wie wir es geschafft haben, auch dann nach oben zu gucken, wenn wir ganz unten standen. Ganz ehrlich: dafür muss man nicht so weit fahren wie wir es getan haben. Aber ja, es hilft.

Regenbogenfamilie Familienalltag mal anders

Durch die lange Zeit, die wir unterwegs waren, konnten wir Abstand gewinnen. Einen Abstand, den wir schlichtweg nötig hatten. Abstand zu den vielen Therapien, zu den vielen Ängsten, zu den vielen Sorgen, die sich in unserem Alltag schon wie Zuhause gefühlt haben. Das ist nichts, was von heute auf morgen geht. Und wahrscheinlich leider auch kein Zustand, der dauerhaft so bleibt. Aber die Zeit haben wir uns genommen. Wir haben uns dabei geholfen, den Kopf frei zu bekommen, Dinge anders zu betrachten, einen anderen Weg einzuschlagen und es einfach nochmal zu versuchen, falls es nicht auf Anhieb klappt. Wir haben uns dabei geholfen, dass es heute funktioniert. Und den Tag danach. Und den Tag danach. Ein Schritt nach dem anderen.

Und plötzlich hielt ich ein Baby in den Armen

Regenbogenfamilie Kinderwunsch Stiefkindadoption

Anfang Juli ist dann endlich der Knoten geplatzt. Ich bin immer noch dabei zu schauen, wie genau das passiert ist. Ob es etwas gibt, was man bei Bedarf in schlechten Zeiten wieder abrufen könnte. Von einem Moment auf den anderen, ohne dass ich das Warum oder das Wie erklären konnte, waren sie da: die hellen Tage, in denen ich endlich etwas klarer sehen konnte. Nein, nicht nur sehen. Sondern auch riechen, hören, schmecken, spüren. 
Ich konnte den Pinienwald riechen, durch den wir jeden Tag spazieren gegangen sind. Ich konnte den Meeresrauschen hören, oben auf der Düne stehen und mich dem Gefühl hingeben, dass es ok so ist, wie es ist. Tief in meinem Herzen konnte ich spüren, dass die Kraft langsam wiederkommt, dass ich mit ihr meine Gedanken beeinflussen kann. Und dass diese Gefühle wiederum einen immensen Einfluss auf mein, auf unser gesamtes Leben haben.

Regenbogenfamilie Kinderwunsch

Ich weiß noch, wie ich bei einem Strandspaziergang sagte: „Du, es ist schon zwei Tage her. Seit zwei Tagen bin ich glücklich. Also so wirklich glücklich. Glücklich, ohne traurig zu sein.“ Seitdem sind es ein paar Tage mehr geworden und ja, ich bin gerade so glücklich wie lange nicht mehr. So lange, dass ich manchmal ganz skeptisch bin. Glück. Schön, wie sich das anfühlt, wenn man mit diesem Gefühl wieder vertraut wird.

Und plötzlich hielt ich ein Baby in den Armen. Ich konnte schnuppern, küssen, kitzeln, lachen. Ich konnte ihn sehen. Seine Fortschritte sehen. Hier, heute, jetzt. In den letzten 31 Tagen ist mein Baby in dieser Welt angekommen. Und ich mit ihm.