Da verabschiedet er sich, der August, der Sommer, der für mich einer der veränderungsreichsten Monate dieses Jahres.
Die größte Veränderung ist zweifelsohne das Ende der Elternzeit meiner Frau. Nach einem Jahr Familienleben 24/7 fällt die Umstellung nicht nur ihr schwer. Und so verbringen wir die erste Monatshälfte damit, für uns eine neue Struktur zu schaffen, wie wir den Alltag am besten meistern. Wer macht die Kinder wann fertig, wer bringt den Großen in den Kindergarten, wie lange soll er dort bleiben, wie gut kann der Kleine in der Zeit seine Therapien schaffen, wer geht wann einkaufen oder mit dem Hund, wie schaffen wir es den Papierkram im Zaum zu halten, wer schmeißt den Haushalt, wann wird was vorgekocht… Ach ja, und wann denken wir auch mal an uns :)

Eigentlich der ganz alltägliche Wahnsinn vieler Familien, den wir nun versuchen besser als vorher in den Griff zu bekommen.
Mit vorher meine ich vor unserer Reise. Als wir zu agieren nicht mehr in der Lage waren. Als wir das Gefühl hatten, bis zur Erschöpfung zu strampeln und gerade noch so den Kopf über Wasser zu halten. Als wir als einzige Möglichkeit das Reagieren sahen. Auf alles, was auf einmal auf uns hineingebrochen ist. Diagnosen, Ängste, Prognosen, Unsicherheiten, Sorgen und natürlich den bürokratischen Rattenschwanz, den all das nach sich zieht.

Endlich haben wir wieder die Kraft und den Mut, Dinge selbstständig in die Hand zu nehmen. Wodurch wir sehr viel mehr Bewegung in unserem Leben zulassen. Und uns mehr Freiräume schaffen, damit wir diese Bewegung nicht als Last empfinden.
Unser Alltag läuft wesentlich harmonischer ab, wir können unsere Bedürfnisse viel besser ausgleichen und erfüllen. Wir können viel besser auf spontane Planänderungen reagieren, ohne dass unsere – bisher kaum vorhandene – Struktur völlig zusammenfällt.

Wie gut das klappt, könnt ihr an diesem Beitrag sehen – wir haben gefühlt fast Mitte September und der Rückblick ist schon quasi hinfällig. Aber ich finde, das ist ein super Beispiel dafür, wie wir die Dinge neuerdings handhaben. Vor ein paar Monaten hätte mich das völlig gestresst.Heute finde ich es zwar noch etwas Schade, einen Beitrag nicht wie geplant veröffentlichen zu können, aber dann ist es eben so wie es ist. Loslassen. Einatmen. Ausatmen. Von vorne anfangen.

Manchmal sind es aber auch die kleinsten Veränderungen, die viel bewirken. Wir haben es endlich geschafft, mehr Ordnung in unsere Abstellkammer zu bringen. Schränke vom Dachboden dort hinzustellen, den Wildwuchs aus Jacken, Taschen und nicht gebrauchtem Zeugs zu zähmen, um dadurch diese Kammer überhaupt betreten zu können – wortwörtlich.
Es hat nicht viel gebraucht, aber es gab uns ein Gefühl, endlich anzupacken, was uns seit Jahren stört – endlich eine Baustelle weniger! Bei all der Ohnmacht des letzten Jahres ist es einfach herrlich, eigenständig etwas bewegen zu können.

Natürlich ist für uns alles ^noch neu und ungewohnt, und manchmal fühlt sich der neue Alltag ziemlich holprig an. Streits und Zickereien bleiben selbstverständlich nicht aus. Doch immerhin können wir heute schneller erkennen, wann wir wieder in alte Muster zurückfallen und können wesentlich besser darauf reagieren. Jedenfalls ist uns der Supergau, so wie wir ihn vor ein paar Monaten noch fast täglich erlebt haben, bisher erspart geblieben.

Es fühlt sich gut an, unser Leben so in die Hand zu nehmen, dass es läuft. Ich wünsche mir für den September, dass es uns weiterhin gelingt. Und freue mich auf all die Veränderungen, die noch kommen mögen – auch wenn sie noch so klein sind.

<3