Das Leben ist bunt! Ein neues Interview mit Regenbogenfamilien ist online und bereit, von euch gelesen & geherzt zu werden ❤
Katja und Viviane aus dem Lipperland geben uns heute einen Einblick in ihr Leben unter dem Regenbogen! Vielen lieben Dank für eure offenen Worte und euch allen viel Spaß beim Lesen.

Interview mit einer Regenbogenfamilie

Hallo, wir sind eine kleine Regenbogenfamilie aus dem schönen Ostwestfalen. Wir, das sind Katja und Viviane zusammen mit unseren ein und vier Jahre alten Töchtern und unseren beiden Katzen Tilly und Phoebe.
Wir leben ländlich, eng verbunden mit Familie und Freunden und führen ein ganz normales aber buntes Familienleben. Mehr davon gibt es auch auf unserem Blog www.unterdemregenbogen.wordpress.com

Gemeinsam Kinder zu bekommen – wann und wie ist diese Entscheidung bei euch gefallen?

Über gemeinsame Kinder haben wir schon ganz früh gesprochen. Ich glaube wir waren grade mal ein paar Wochen oder Monate zusammen. Uns war eigentlich immer klar, dass wir, wenn wir zusammen bleiben, Kinder wollen.

Wie gingen Freunde und Familie damit um, als ihr ihnen von eurem Kinderwunsch erzählt habt?

Wir haben es anfangs sehr geheim gehalten weil wir diesen typischen Fragen nach dem Motto „na, hat es schon geklappt?“ aus dem Weg gehen wollten. Die, die es aber wussten wie unsere beiden engsten Freundinnen und meine Schwester, haben es sehr positiv aufgefasst und sich sehr mit uns gefreut. Meine beste Freundin konnte es kaum erwarten und sie war dann auch die erste die ich nach dem positiven Test angerufen habe.

Was für Gedanken und Sorgen habt ihr zu der Zeit gehabt?

Mit am stärksten hat uns die Spenderfrage beschäftigt. Wir wollten für unser(e) Kind(er) einen greifbaren „Vater“ haben. Jemanden, zu dem wir ihnen was erzählen könnten, von dem wir ein Bild zeigen könnten und den sie auch, sofern sie es möchten, kennenlernen können. Jemand aus dem Freundeskreis kam nicht in Frage und die Suche nach einem geeigneten Fremden, dem man genug vertraut ihn so in das eigene Leben zu lassen war auch nicht leicht.
Schlussendlich, nach ein paar Anläufen, haben wir dann aber den richtigen Spender für unsere Familie gefunden. Wir halten lockeren Kontakt und das ist genau das richtige für uns.
Dass Katja als erstes schwanger wird war von Anfang an klar, sie ist die ältere und ihr Wunsch nach einer Schwangerschaft war anfangs auch viel ausgeprägter als bei Viviane.

Wie ist euer Kinderwunsch in Erfüllung gegangen?

Die größte Herausforderung war definitiv die Zeitliche. Jeden Monat aufs neue den richtigen Zeitpunkt abpassen obwohl Katja im Wechselschichtdienst arbeitet war eine absolute Herausforderung und oft nervenaufreibend.
Die schönste Erinnerung ist auf jeden Fall der Moment des positiven Tests. Unsere Große Tochter hat sehr lange auf sich warten lassen und Katja hatte sich schon vorgenommen es bei diesem letzten Versuch zu belassen, sollte es nicht geklappt haben hätten wir quasi die Rollen getauscht. Als wir dieses emotionale und sehr aufwühlende aber irgendwie auch befreiende Gespräch geführt haben und die Entscheidung darüber wie es nach 22 Monaten aktivem Kinderwunsch weitergehen sollte endlich gefallen war, ging es uns viel besser. Was wir noch nicht wussten: Zu diesem Zeitpunkt war unsere Große bereits eingezogen.
Der Kontakt zum Spender besteht, aber unregelmäßig. Er meldet sich ab und zu und fragt nach den Mädels ebenso wie wir ab und zu von uns hören lassen. Eine aktive Rolle spielt er nicht.

Eure Kinder haben den gleichen Spender und sind damit Halbgeschwister. Wie wichtig war euch diese Tatsache für euren Weg, den Kinderwunsch zu erfüllen?

Es war schon ein großer Wunsch, allerdings nicht zwingend maßgeblich. Hätte unser Spender nach der ersten Schwangerschaft gesagt er steht nicht mehr zu Verfügung, wären wir sicherlich enttäuscht gewesen, aber hätten uns dann wahrscheinlich neu orientiert. Allerdings sind wir sehr froh und dankbar, dass unsere Mädels biologische Halbgeschwister sind.

Wie möchtet ihr eure Kinder über eure Familienkonstellation aufklären?

Wir ziehen sie ganz selbstverständlich in dem Wissen auf, dass sie natürlich auch einen „Vater“ haben, so wie eben jeder Mensch einen Vater hat. Unserer Großen haben wir auch schon mal erklärt, dass zwei Frauen gemeinsam ohne die Hilfe eines Mannes keine Kinder bekommen können und dass ihr „Papa“ ein sehr lieber Mensch ist, der uns geholfen hat sie zu bekommen. Das hat sie sehr gut verstanden und auch sehr erfreut aufgenommen. Ein Freund in der Kita hat schon mal gesagt „Du hast ja gar keinen Papa!“ und obwohl das glaube ich tatsächlich nicht böse gemeint, sondern eher eine Feststellung war, hatte ich den Eindruck, dass sie sehr froh war sagen zu können „Hab ich wohl! Der wohnt nur nicht bei uns!“

Wie lange hat die Stiefkindadoption bei euch gedauert?

Beide Kinder sind mittlerweile adoptiert, die erste Adoption hat von November bis März, die zweite von November bis Mai gedauert.

Wie empfindet ihr den Umgang mit den Behörden?

Für uns war es insgesamt eine sehr angenehme Erfahrung. Wir haben uns die ganze Zeit gut betreut gefühlt, es war auch niemand irgendwie übergriffig oder hat komische Fragen gestellt. Es wurde kein Lebensbericht oder ähnliches gefordert und die Dame vom Jugendamt war selbst der Meinung dieses Prozedere sei für Regenbogenfamilien absolut überflüssig.

Spielt Religion für euch eine Rolle?

Tatsächlich war ich (Viviane) in meiner Jugend sehr aktiv in der Gemeinde. Habe lange selbst die Jungschar besucht und später den „Kids Club“ geleitet. Mein Vater ist Kirchenältester.
Seit ein paar Wochen geht unsere Große in den KiGo und es macht ihr großen Spaß. Unser Pfarrer ist ein toller Typ, schon bei der Taufe unserer Großen sagte er uns er würde uns so gerne nochmal trauen, bei der Taufe der Kleinen verdeutlichte er diesen Wunsch nochmal. ?
Er hat uns auch von einem guten Freund erzählt, der Bestatter in einer Nachbarstadt ist, dieser Freund ist Transgender, war mal eine gute Freundin von unserem Pastor, lebte lesbisch und stellte dann fest sie ist ein Mann. Wir haben also keinerlei Probleme und das Glück einen absolut tollen, weltoffenen Pfarrer zu haben.

Habt ihr Tipps für andere Regenbogenfamilien, die am Anfang der Familienplanung stehen?

Es ist manchmal ein langwieriger, nervenaufreibender Prozess, manchmal muss man sich durch allerlei fürchterliche Mails und Dates kämpfen bis man den richtigen Spender gefunden hat, manchmal findet man ihn schnell oder entscheidet sich für eine Spende der Samenbank, dann dauert es aber lange bis sich die Schwangerschaft einstellt. All das ist belastend aber durchhalten ist die einzige Wahl wenn man einen Traum hat. Und es lohnt sich.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft als Regenbogenfamilie?

Für unsere persönliche Zukunft wünschen wir uns insbesondere, dass uns weiterhin so positiv entgegen getreten wird und unsere Kinder eine sorgenfrei und unbeschwerte Kindheit und Jugend erleben dürfen. Und Gesundheit. Ganz viel Gesundheit.

Wollt ihr auch mitmachen?

Ich freue mich immer über neue Familien (auch solche in spe), die mitmachen möchten. Und ein offenes Ohr für eure Fragen habe ich auch noch – falls ihr schon immer etwas über das Thema wissen wolltet, her damit!

Hier könnt ihr mich kontaktieren – ich freue mich von euch zu hören.